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Mersmann Optik | 45879 Münster, Hamm
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Mersmann Optik | 45879 Münster, Hamm
Wer morgens durch Gelsenkirchen schlendert – vorbei an Zechen-Romantik und Friseurketten, an Currywurstständen und Trams, die schon bessere Lackierungen gesehen haben –, der denkt vermutlich nicht sofort an Brillen. Doch hinter den Ladentüren kleiner Optikwerkstätten, verborgen zwischen Bäckerei-Krümeln und Bus-Verkehr, wird verantwortungsvolle Handarbeit geleistet. Das Berufsbild des Augenoptikers in der Werkstatt ist – entgegen mancher Klischees vom „Brillenverkauf“ – alles andere als trivial. Aus Sicht eines, der neu dazukommt, vielleicht nach der Ausbildung, vielleicht auf der Suche nach Sinn, Geld oder Halt: ein Kosmos für sich.
Nein, am Werkstatttisch in Gelsenkirchen hockt niemand, der aus Langeweile Gläser einschleift. Es ist dieses feine, stille Handwerk, das viel mehr fordert als die bloße Bedienung von Maschinen. Wer glaubt, dass man da den Tag mit Musik im Hintergrund und monotone Fließbandarbeit verbringt, hat vermutlich nie ein multifokales Hightech-Glas in eine hauchdünne Titanfassung eingepasst. Die Arbeit verlangt Präzision, Geduld – und etwas, das man nicht im Lehrbuch findet: ein Gefühl für das Material, für Menschen, ihre Sehwünsche, manchmal ihre Eigenheiten. Werkstattaustausch hört man selten, aber wenn, dann klingt’s nach Perfektionismus im Ruhrpott-Dialekt.
Natürlich, die technischen Anforderungen wachsen: Digital zentrierte Gläser, moderne Schleifautomaten, das ständige Jonglieren mit Neuerungen – und dann kommt Oma Hildegard, die ihre 36 Jahre alte Fassung unbedingt behalten will. Gelsenkirchen ist nicht München: Geld sitzt selten locker, Qualität wird aber erwartet (zu Recht!). Der Arbeitsalltag gerät da schnell zum Spagat. Kunden sind kritisch, Hände sind oft kalt, die Klimaanlage funktioniert entweder nie oder immer dann nicht, wenn man sie braucht. Manchmal fragt man sich, warum man sich das antut. Und dann gibt es die Momente, wenn alles passt, die Fassung sitzt, und das Gegenüber plötzlich die Welt wieder scharf erkennen kann. Genau dafür macht man diesen Job.
Rational betrachtet, ist die Gehaltssituation in der Werkstatt überschaubar: Einstiegsgehälter liegen zwischen 2.200 € und 2.700 €, je nach Laden, Qualifikation und wie geschickt man verhandelt (was viele unterschätzen: Reden hilft, aber nur, wenn man Substanz hat). Mit etwas Berufserfahrung, einer Weiterbildung – etwa im Bereich Kontaktlinsenanpassung oder Refraktionstechnik – lässt sich mehr herausholen: 2.800 € bis 3.200 € sind im Ruhrgebiet für gut ausgebildete Fachkräfte realistisch. Die Preise für Brillen mögen steigen, aber der Preisdruck bleibt, denn Geiz ist hier Tradition. Trotzdem: Wer sich spezialisiert, wer etwa modernste Fertigungstechnologien oder Werkstatt-Management draufhat, kann durchaus aufsteigen. Nur: Die goldene Zukunft – die gibt’s auch hier nicht geschenkt.
Es gibt Kollegen, die sagen, in Gelsenkirchen sei alles grauer, schwerer. Ich sehe das anders – man braucht hier eher etwas dickere Haut, ja, und auch ein feineres Werkzeug-Set, denn die Brillenfassungen werden nicht zarter, die Kunden nicht nachsichtiger. Doch genau das macht den Beruf hier aus: Klare Worte, handfeste Arbeit, ein eigenes Tempo.
Und manchmal frage ich mich, warum von außen so viele den Augenoptiker in der Werkstatt unterschätzen. Es ist kein Raketentechniker-Job … aber eben auch kein routinierter Spaziergang. Wer zupacken kann, Sinn fürs Praktische mitbringt und einen gewissen Stolz auf Details entwickelt – der findet in den Optikwerkstätten von Gelsenkirchen kein schlechtes Pflaster. Im Gegenteil: Hier lernt man, dass Präzision und Menschlichkeit, Tradition und moderne Techniken nebeneinander Platz haben. Bis die nächste Oma mit ihrer Lieblingsfassung kommt und alles wieder auf Anfang steht. Warum? Weil es eben nie nur um Brillengläser geht. Sondern darum, dass am Ende des Tages irgendjemand wieder besser sieht – und ein Handwerker das zu Recht ein Stück weit als persönlichen Erfolg verbuchen darf.
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