SehRausch Optik GmbH | 53111 Bonn
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SehRausch Optik GmbH | 53111 Bonn
Man meint ja manchmal, der Job des Augenoptikers in der Werkstatt sei ein Relikt vergangener Zeiten. Eine Art Handwerk zwischen Schubladen-Schleifen und Schraubenzieher-Routine, irgendwo im Schatten der glänzenden Verkaufsräume. Doch wer in Düsseldorf durch die offenen Türen mancher Werkstätten tritt – oder besser gesagt: sich in den kleinteiligen Kosmos aus Schleifscheibe, Poliermaschine und Werkbank wagt –, merkt schnell, wie viel Feinarbeit und echte Kunstfertigkeit dahinter stecken. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber mir imponiert diese ruhige Beharrlichkeit, mit der dort Tag für Tag Brillengläser zentriert, Fassungen angepasst, Nasenpads getauscht und Miniatur-Titanbügel in Form gebracht werden. Das ist kein bloßes Basteln, sondern eine Mischung aus Mikromechanik und Menschenverstand.
Will man sich als Berufseinsteiger oder als erfahrener Fachmensch einen Überblick verschaffen, darf man die Eigenheiten der Düsseldorfer Szene nicht unterschätzen. Das fängt mit der Kundenstruktur an: Zwischen schickem Kö-Klientel, traditionsbewussten Rheinländern und internationalem Publikum hat die klassische Werkstattarbeit einen eigenen Stellenwert. Manchmal kommt morgens ein Medienprofi mit Designerfassung, nachmittags ein Handwerksmeister mit der alten Nickelbrille seines Vaters. Diese Vielfalt erfordert Fingerspitzengefühl. Viele Betriebe setzen auf persönliche Beratung und handwerkliche Anpassung, weil der Düsseldorfer selten auf Massenware abfährt – zumindest habe ich es so erlebt. Individualität, bitte schön, und zwar exakt auf Maß. Das spürt man spätestens, wenn zum dritten Mal die Bügellänge angepasst oder der allergiearme Lack von den Nasenpads verlangt wird. Der eine Auftrag kann minutenlang, der nächste stundenlang dauern – Routine gibt es, Langeweile eher weniger.
Natürlich bleibt auch die Werkstatt nicht vom technischen Wandel verschont. Die klassischen Werkzeuge, das stimmt, haben immer noch ihren festen Platz: Schleifautomaten, Lötgeräte, Ultraschallbecken – vertraute Begleiter des täglichen Tuns. Aber auch die Digitalisierung schleicht sich in die Werkstatt: elektronische Zentriersysteme, CNC-gesteuerte Glasbearbeitung, digitale Auftragsdokumentation. Klingt erst nach Segen, heißt aber auch: Man muss sich einarbeiten, sich auf neue Abläufe einlassen. Ob das jeder gleich mag? Unsicher. Manche Kollegen begrüßen es, andere schielen kritisch auf den Bildschirm, wenn das Tablet mal wieder den Geist aufgibt. Trotzdem bieten gerade die Düsseldorfer Geschäfte mit eigener Werkstatt Chancen, sich in Sachen Nachhaltigkeit zu profilieren – Reparatur statt Wegwerfen, Wiederverwendung von Teilen, nachhaltige Fassungsmaterialien. Der Trend scheint sogar bei den Kunden angekommen zu sein, zumindest deuten die Werkstattaufträge der letzten Zeit darauf hin.
Was das Geld angeht, bewegt sich die Realität irgendwo zwischen grundsolidem Handwerk und einer gewissen Diskrepanz zu anderen Gesundheitsberufen. Einstiegsgehälter für ausgebildete Augenoptiker in der Werkstatt liegen in Düsseldorf häufig bei etwa 2.400 € bis 2.700 €. Mit Erfahrung, Fachaufgaben oder Zusatzqualifikation sind auch 2.900 € bis 3.300 € drin – zum Teil mehr, wenn Meistertitel oder Spezialisierungen ins Spiel kommen. Aber ganz ehrlich: Reich wird man damit nicht. Was viele unterschätzen, sind die nicht-monetären Werte: die Freude, wenn eine Brille wirklich sitzt, die Reparatur einer Lieblingsfassung gelingt oder der Kunde nach erfolgloser Onlinesuche mit glänzenden Augen wiederkommt. Trotzdem – hin und wieder fragt man sich schon, wieso der eine Digitalmarkt-Filialist mehr zahlt als die alteingesessene Traditionswerkstatt.
Wer diesen Beruf wählt – ob als Berufsanfänger oder erfahrener Wechsler –, sollte nicht nur ein Faible für Technik, Detailarbeit und Kundenkontakt mitbringen. Entscheidend ist die Lust, im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne zu arbeiten. In Düsseldorf bedeutet das: Keine pure Fließbandarbeit, sondern handwerkliche Individualleistung, eingerahmt von einem einzigartigen Stadtkolorit. Muss man mögen. Und wer sich darauf einlässt, wird belohnt – wenn auch nicht immer finanziell, so doch mit jeder Menge Alltagsdramatik, kleinen Triumphen und, ja, manchmal auch Frust. Aber wie heißt es so schön: Manche Berufe sind einfach nah dran am echten Leben.
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