Zeiss Vision Center Chemnitz | 01067 Chemnitz, Sachsen
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Zeiss Vision Center Chemnitz | 09028 Chemnitz
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Manch einer stellt sich den Beruf des Augenoptikers als Schublade unterm Verkaufstresen voller fertiger Brillenfassungen vor – auswählen, anpassen, fertig. Wer aber den täglichen Ablauf in einer typischen Dresdner Optikerwerkstatt kennt, weiß: Hier ist weder Fließband noch monotone Routine. Vielmehr braucht es einen gewissen Eigenwillen, gepaart mit Genauigkeit – und ein Händchen für feine Unterschiede, die messbar und doch manchmal nur spürbar sind. Für Berufseinsteiger wie auch für erfahrene Fachkräfte bleibt der Werkstattbereich ein Feld mit Ecken, Kanten und – ja, kleinen täglichen Triumphen.
Wer denkt, dass sich der Werkstattalltag auf das Fräsen von Gläsern und das Schrauben an Fassungen reduzieren lässt, irrt gewaltig. Von außen mag das nicht nach Zukunftstechnologie klingen. Dresden allerdings, mit seiner Mischung aus Traditionsunternehmen und filialisierter Optik, fordert ein breites Know-how: Glasarten, Kunststofftrends, Lupenarbeit an filigranen Komponenten – und immer öfter: digitale Mess- und Schleifanlagen. Kaum ein Tag ohne irgendein kleines Drama mit einer extradünnen Hightech-Linse, die auf den Hund gekommen ist (sprich: gebrochen). Oder der Klassiker: Die Brillenfassung aus „Vintage-Acetat“, die in der Hand des Kunden noch ganz, auf dem Frästisch aber plötzlich zum Geduldspiel wird.
Was sich in den letzten Jahren verändert hat? Meines Erachtens: Fast alles – und gleichzeitig bleibt das wichtigste Werkzeug die geübte Hand. Natürlich, computergesteuerte CNC-Schleifmaschinen sind kein Exot mehr in besser ausgestatteten Werkstätten, auch in Dresden nicht. Trotzdem summt da noch immer das Mikrometer, das niemand durch einen Algorithmus ersetzt bekommt. Wer also glaubt, die Werkstatt-Augenoptik sei ein aussterbendes Feld, verkennt, wie viele Kunden lieber echte Handarbeit als anonyme Massenware auf der Nase tragen. Und das zu Recht: Jede Brille, die zu einhundert Prozent passt, hat mindestens zwanzig Handgriffe hinter sich, von denen immer noch die Hälfte Kopf- und Fingersache bleibt – oder Kopfzerbrechen, je nachdem.
Reden wir Tacheles: Dresden ist keine Gehaltsinsel. Wer als Berufseinsteiger in der Werkstatt loslegt, startet meist irgendwo zwischen 2.300 € und 2.700 €. Mit Erfahrung und Spezialisierungswillen kann sich das im Laufe der Jahre auf 2.800 € bis 3.200 € steigern. Große Sprünge bleiben allerdings aus – zumindest, solange die Liebe zum Handwerk überwiegt und kein Meisterbrief den Sprung in Chef- oder Bildungsfunktionen eröffnet. Dafür bietet die sächsische Hauptstadt aber ein relativ stabiles Auftragsvolumen und überraschend wenig Fluktuation – kein Wunder bei der Mischung aus alterndem Publikum und einer zunehmenden Zahl von Brillenmodebewussten. Und, jetzt mal ehrlich: Wer will schon Fließbandarbeit, wenn man hier noch mit echten Charakteren zu tun hat – Kunden wie Kollegen.
Was viele unterschätzen: In der Augenoptik-Werkstatt zu arbeiten, das heißt, sich täglich neu auf kleine Rätsel einzustellen. Die eine Kundin schwört auf ihre uralte Titanbrille, der nächste präsentiert stolz ein online erstandenes Exotenmodell; jedes Mal heißt es: improvisieren, tüfteln, retten, was zu retten ist. Wer dabei nur nach Schema F arbeitet, kriegt früher oder später schlechte Laune – oder liefert die Hälfte unfertiger Arbeiten ab. Neugier hilft, Bildschirme zu verstehen, wortlose Monteure zu entzaubern und Kundinnen zu beruhigen, wenn das Lieblingsgestell erst mal aussieht, als hätte man es im Straßenbahngetümmel verbogen. Ob Berufseinsteiger oder alter Hase – wer nicht bereit ist, sich gelegentlich ins Unbekannte zu stürzen, bleibt auf der Strecke.
Manche Trends kommen und gehen, gerade was Materialien oder Design betrifft. Was bleibt, ist derReiz, mit jedem Kundenkontakt – und jedem Werkstattprojekt – ein kleines Stück Handwerk in die Jetztzeit zu retten. In Dresden mischt sich dabei alte Schule mit neuen Ansätzen, Traditionsbetrieb mit moderner Filiale, Handarbeit mit Digitalisierung. Das Berufsbild bleibt also keineswegs altbacken, sondern – wer hätte das gedacht – ziemlich anregend. Vielleicht kein Beruf für die große Bühne, aber einer, der Alltag und Zukunft unverschnörkelt zusammenbringt. Und das nicht nur, weil man mit scharfem Auge arbeitet.
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