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Was haben Aachener Printen mit Gleitsichtgläsern gemeinsam? Auf den ersten Blick vielleicht wenig – und doch gibt es da eine Verbindung: Beides erfordert Fingerspitzengefühl, Präzision und den Blick für Details. Zumindest, wenn man in Aachen als Augenoptiker im Verkauf arbeitet. Wer als Einsteiger:in, Umsteiger:in oder erfahrene Fachkraft vor der Entscheidung steht, hier in den Beruf einzusteigen, merkt schnell: Der Beruf ist mehr als bloßes Brillenrausholen und Kassieren. Im Gegenteil: Der Alltag balanciert zwischen Handwerk, Modeberatung, technischer Raffinesse und der gefühlt endlosen Geduld, die es braucht, wenn die nächste Kundin zum dritten Mal fragt, ob sie „wirklich so aussieht, wie sie aussieht“.
Aachen, immerhin Grenzstadt mit quirligem Zentrum, hat eine bemerkenswert dichte Optiker-Landschaft. Zwischen Bahnhof und Pontviertel reiht sich eine Filiale an die nächste: von großen Ketten bis zu kleinen, traditionsreichen Betrieben, die schon lange „vor der Zeit von Onlineshops und Virtual Try-Ons“ existierten. Das wirkt sich aus – auch auf das Publikum. Man begegnet hier Studierenden, die günstig, aber trendy wollen, alteingesessenen Städtern mit Spezialwünschen (die klassische „Randlosbrille zum Drei-Tage-Bart“ scheint nie ganz auszusterben) und belgischen Wochenendgästen, die am liebsten das gesamte Beratungsgespräch auf Französisch führen. Da braucht es Flexibilität und die berühmte „rheinische Herzlichkeit“, ohne dabei ins Unverbindliche abzudriften.
Ein Trugschluss, den ich immer wieder beobachte: Viele glauben, der Optikerverkauf sei eine Art verlängerter Einzelhandel in besserer Luft. Weit gefehlt! Die Handgriffe reichen von der qualifizierten Sehanalyse über Zentrierung und Anpassung bis zum schnellen Schraubenzieher-Einsatz á la „Können Sie mal kurz nach dem Bügel schauen?“ Digitaltechnik ist längst Standard – Vermessungsgeräte, 3D-Scanner und Datenabgleich am Bildschirm ersetzen zwar nicht das menschliche Augenmaß, fordern aber das berühmte Hybrid-Profil: Wer nicht mit Technik kann, bleibt irgendwann auf der Strecke, ganz gleich, wie präzise die Fassungsanpassung sitzt. Andererseits zählt bei all der Digitalisierung immer noch das, was kein Rechner kann: Empathie, Menschenkenntnis, ein ordentliches Maß an Geduld (und, ganz ehrlich: freundliches Smalltalk-Talent).
Nicht alles in diesem Beruf glänzt wie ein frisch poliertes Brillengestell. Nach der Ausbildung steigt man meist zwischen 2.400 € und 2.800 € ein – bemerkenswert, wenn man sich mit anderen Handwerksberufen in Aachen vergleicht, aber nicht unbedingt genug für den eigenen Altbau in der Jakobstraße. Wer einige Jahre Berufserfahrung, Zusatzqualifikationen (beispielsweise als Meister:in) oder ein Händchen für Spezialaufgaben mitbringt – etwa die Anpassung von Kontaktlinsen oder Low-Vision-Beratung – kann durchaus mit 3.000 € bis 3.600 € rechnen, manchmal mehr. Interessant: Gerade in Aachen wirkt sich die Nähe zum Dreiländereck spürbar aus. Französische und niederländische Kunden erwarten oft einen anderen Beratungsstil, was die Sprachkenntnisse und Servicehaltung auf eine besondere Probe stellt. Dies wiederum kann ein Karrierekatalysator sein – grenzüberschreitende Fachkompetenz wird hier zum echten Vorteil, ob man will oder nicht.
Wer morgens zufrieden in den Laden geht, sollte sich keine Illusionen machen: Die Mischung aus Beratung, handwerklichem Fingerspitzengefühl und administrativem Kleinkram ist mal „gut“, mal „okay“, hin und wieder auch…nun ja, „zäh“. Es gibt diese Tage, an denen Schlangen vor der Werkbank nur deshalb entstehen, weil am Terminal zum dritten Mal hintereinander das Kassensystem hängt. Oder wenn Stammkunden im schönsten Aachener Platt ihre Lieblingsfassung wieder hervorkramen, die schon im letzten Jahrzehnt „unmöglich“ war. Und trotzdem – bis heute überraschen mich die Momente, in denen aus einer unspektakulären Anpassung ein echtes Beratungsgespräch entsteht, das über Dioptrien und Tönungsfilter hinausgeht. Das gibt’s nicht im Handbuch.
Was viele unterschätzen: Die Möglichkeiten zur Spezialisierung sind selbst in einer Stadt wie Aachen erstaunlich vielfältig. Von Refraktionsbestimmung bis hin zu digitalen Anpassverfahren, von Designerfassungen bis zu medizinischen Speziallösungen – die Branche ist in Bewegung. Lokale Optiker setzen zunehmend auf individuelle Angebote jenseits des Massenmarkts. Wer hier fachlich am Ball bleibt, entdeckt immer wieder neue Facetten: Fortbildungen rund um Augengesundheit, kurzzeitige Hospitanzen in spezialisierten Praxen oder der Aufbau mehrsprachiger Servicekompetenz – allesamt kein Muss, aber ein klarer Trumpf beim Sprung aus der Routine. Und was bleibt unterm Strich? Ein Beruf, der oft unter dem Radar läuft, aber – zumindest aus meiner Sicht – echtes Suchtpotential hat. Wenn man erst einmal gelernt hat, Aachener Eigenheiten mit der Kunst des Zuhörens zu verbinden, will man irgendwann gar nicht mehr weg von diesem unscheinbaren, manchmal chaotischen, aber verdammt lebendigen Arbeitsplatz.
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