Atemtherapeut Jobs und Stellenangebote in Essen
Beruf Atemtherapeut in Essen
Ein gewisser Atemzug – Berufswirklichkeit für Atemtherapeuten in Essen
Manchmal, wenn ich mittags durch das Foyer eines Essener Rehazentrums laufe, frage ich mich, wie der Alltag im Beruf Atemtherapeut eigentlich wirklich klingt. Meist ist es ein Grundrauschen: Flüstern, ein Husten, das Ausatmen mit Lippenbremse, technische Geräte irgendwo am Anschlag. Nugget am Rande: „Atemtherapie“, das wirkt auf Außenstehende vielleicht wie ein Nischenjob – irgendwas zwischen Yoga, Pflege und Physio. Doch der Schein trügt, und zwar gewaltig.
Wer hier in Essen als Atemtherapeut arbeitet – ob als „frisch gebackener“ Einsteiger, als Wechselwillige aus „klassischen“ Heilberufen oder schlicht, weil er/sie das Gefühl hat: Da geht noch was – wird schnell merken: Die Arbeit ist so bodenständig wie anspruchsvoll. Ohne Latte-Macchiato-Verklärung. Hier ist das Ruhrgebiet, nicht München. Unsere Patienten sind oft chronisch krank: COPD, Asthma, postintensivmedizinische Einzelschicksale, immer wieder Long-COVID – ja, auch 2024 noch ein Thema. Die Kliniken im Stadtgebiet, St. Josef, Elisabeth oder die diversen MVZs, verzeichnen keinen Mangel an Menschen, denen der Atem wortwörtlich stockt.
Die Aufgaben: Therapie nach Plan, aber immer mit einem Ohr für Zwischentöne. Mal ist es das Erklären einer Inhalationstechnik, mal die Motivation einer Patientin, die die eigenen Lungen permanent zu hassen scheint. Manchmal auch stilles Aushalten, wenn es um Lebensqualität geht, nicht mehr um vollständige Genesung. Was viele unterschätzen: Der kommunikative Spagat. Zwischen strengem Beüben (hört sich leider oft nach Trillerpfeife an, ist aber notwendig) und empathischer Zuwendung. Diese Nähe fordert. Sie brennt manchmal aus, sie erfüllt oft mehr als das klassische „Hand anlegen“ in anderen Therapieberufen.
Dass die fachlichen Anforderungen zunehmen, ist unbestritten. Digitalisierung? Kommt voran, aber noch kostet das Dokumentieren auf dem Tablet öfter Nerven als gedacht – jedenfalls aus meiner Sicht. Die Nachfrage nach spezifischer Weiterbildung hat regional zugelegt: In den letzten Jahren schießen Zusatzqualifikationen aus dem Boden – von Basiskursen zur Atemphysiologie bis zu Fortbildungen für Beatmungspatienten. Und gerade in Essen haben größere Krankenhäuser wie städtische Rehazentren die Bedeutung der Spezialisierung erkannt. Muss man nicht alles mitmachen, aber wer „nur“ Standard kann, wird mittelfristig ins Hintertreffen geraten.
Und das Gehalt? Kein Hexenwerk, aber auch (noch?) kein Spitzenreiter. Das Einstiegsgehalt liegt in Essen aktuell meist zwischen 2.600 € und 2.900 €; mit Berufserfahrung und Weiterbildung sind 3.000 € bis 3.400 € drin – gelegentlich, mit viel Fachwissen, auch mehr. Man darf dabei aber nicht vergessen: Öffentlicher Dienst ist hier oft Taktgeber, private Einrichtungen zahlen teils besser, erwarten aber auch Flexibilität – und manchmal Überstunden, die sich als „Menschlichkeit“ tarnen.
Ein Wort zum regionalen Kontext: Das Ruhrgebiet ist nicht Berlin-Kreuzberg, wo Luft und Selbstinszenierung kostenlos sind. Hier ticken die Uhren pragmatischer. Viele Praxen kooperieren eng mit Pneumologen, Pflegeheimen, Ambulanzen. Und: Wer es clever anstellt, kann die „neuen“ Patientengruppen – Stichwort Long COVID, Post-Intensivsyndrom – als Türöffner für innovative Therapieansätze begreifen. Die wirtschaftliche Realität: der Fachkräftemangel schiebt die Nachfrage. Mit Weiterbildungen und Flexibilität stehen die Chancen exzellent, nicht nur einen sicheren Job, sondern auch echten gesellschaftlichen Einfluss zu gewinnen.
Manchmal nervt der Alltag. Papierkram, Leistungsdruck, Patienten, die nach einem halben Jahr immer noch sagen: „Was bringt das Ganze eigentlich?“ Und dann? Hinsetzen, durchatmen – im wahrsten Sinne. Denn genau das ist der Punkt: Ein Beruf, in dem Rückschläge nicht ausgeblendet, sondern irgendwie eingeatmet werden. Essen ist da ein ehrlicher, robuster Ort für diesen Spagat zwischen medizinischer Routine und menschlicher Resonanz. Ich wüsste keinen anderen, wo ich lieber atmen würde – beruflich gesehen.