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Ehrlich gesagt, als ich das erste Mal in einer Pressestelle in Oldenburg meinen Kaffee umrührte, hatte ich wenig Vorstellung davon, was mich da an Widersprüchen und kleinen Dramen erwarten würde. Die große Bühne der Kommunikation, aber meistens hinter dem Vorhang – das beschreibt die Arbeit dort vielleicht am besten. Wer von außen auf die Rolle eines Presse-Assistenten schaut, glaubt manchmal, es gehe um das flotte Verschicken von Pressemitteilungen oder das Sortieren von Terminen. Klingt machbar, oder? Aber Achtung: Zwischen den Zeilen lauert die Komplexität.
Wer in dieser Position arbeitet, merkt schnell: Kaum ein Tag gleicht dem anderen. Die Themen kommen aus dem Nichts, Umwälzungen drücken von innen wie von außen auf die Abteilung. Mal ist es ein Bürgermeister, der zum Interview will. Am nächsten Tag ein empörter Bürger (Oldenburg hat sie, ja!), der die jüngste Veröffentlichung „untragbar“ findet. Und mittendrin sitzt man, sortiert, filtert, vermittelt weiter – und wenn’s brennt, dann am liebsten alles gleichzeitig. Ich weiß noch, wie ich eines Morgens versuchte, an drei Stellen gleichzeitig zu telefonieren. Praktischerweise hat Oldenburg noch diesen analogen Charme: Ein Teil der Kommunikation läuft tatsächlich persönlich, quer durchs Flur-Paradies der Verwaltung oder am Fahrradständer.
Natürlich: Wer hier rein will, sollte mit Sprache umgehen können. Das ist kein banaler Satz. Es geht eben nicht nur um grammatikalische Korrektheit, sondern auch um die Kunst, schwierige Botschaften maximal elegant einzudampfen. Je nach Arbeitgeber – Kommune, Hochschule, privater Mittelständler oder Kulturbetrieb – verändern sich die Tonlagen, die Erwartungen, selbst die Wochentage, an denen Pressemitteilungen „spontan“ erscheinen. Dazu kommt Teamarbeit auf engem Raum, Abstimmung mit anderen Abteilungen und – sagen wir es offen – mindestens ein, zwei Tassen Nervenstärke pro Tag.
Das Gehalt? Wer mit Luft nach oben liebäugelt, wird erwarten, dass in der Region zwischen 2.600 € und 3.200 € zum Einstieg gezahlt wird. Je nach Träger, Verantwortungsbereich und Vorqualifikationen kann es aber stattlich schwanken. Im Vergleich zum bundesweiten Schnitt bewegt sich Oldenburg damit solide im Mittelfeld – weniger schillernd als Hamburg, aber oft familiärer und dynamischer. Klar, von den großen Agenturgehältern kann man nur träumen. Aber ganz ehrlich: Die Sicherheit und Gestaltungsspielräume einer Oldenburger Pressestelle können es durchaus mit den urbanen Konkurrenzschmieden aufnehmen. Und kleine Seitennotiz: Wer schnell Verantwortung will, bekommt sie in mittelständischen oder öffentlichen Pressestellen plötzlich.
Was Oldenburg von manch anderer Stadt unterscheidet? Ein bisschen diese Mischung aus hanseatischer Zurückhaltung und norddeutschem Pragmatismus. Im Alltag zeigt sich das in sachlicher Kommunikation und der Bereitschaft, auch schwierige Diskussionen öffentlich zu führen. Digital ist man vielerorts noch auf Entdeckungsreise, doch die Pandemie hat einiges beschleunigt: Hybride Pressegespräche, Social Media in der Verwaltung, Newsletter statt Amtsblatt. Was viele unterschätzen: Wer hier anpacken will, kann tatsächlich etwas bewirken. Die Wege sind kürzer, die persönliche Handschrift sichtbarer. Manchmal ein Segen, manchmal Fluch – vor allem dann, wenn die Pressestelle zur Anlaufstelle für alles wird, was nach außen dringen soll (oder besser nicht).
Und jetzt mal ganz ehrlich: Es gibt bequemere Orte, weniger trubelige Jobs, vielleicht auch geradlinigere Karrieren. Aber wer Lust hat, mitten im Diskurs zu stehen – zwischen Verwaltung, Politik, Medien und Bürgerschaft – findet als Assistent in einer Oldenburger Pressestelle ein Arbeitsfeld, das überraschend viel Handlungsspielraum bietet. Manchmal fragt man sich abends zwar, was überhaupt hängen geblieben ist. Aber dann die Überraschung: Es war mehr, als man morgens vermutet hätte. So gesehen – kein Spaziergang, aber eben auch kein Ritual-Treiben von Papierbergen. Wer Lust auf professionelle Kommunikation mit Stallgeruch hat, ist hier also nicht ganz falsch.
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