Hochschule Ruhr West | Mülheim an der Ruhr
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Wenn man sich als Berufseinsteiger oder als erfahrener Kommunikator, der frischen Wind sucht, mit dem Job des Assistenten in einer Pressestelle beschäftigt, landet man unweigerlich zwischen zwei Stühlen: Einerseits dient man dem Team als Fundament – Taktgeber im Hintergrund. Andererseits hält man die Fäden vieler Kommunikationsstränge in der Hand. Mal geht es um den nächsten Pressetext, mal um den handfesten Streit um zwei Kommas. Wer glaubt, hier laufe alles nach Schema F oder es sei ein reines Abnicken von Anforderungen, der irrt gewaltig. Gerade in einer Stadt wie Mönchengladbach, wo Wirtschaft, Kommunalpolitik und Kultur auf engstem Raum kollidieren, wird Kommunikation manchmal zu einer Art Schachspiel – mit ständig wechselnden Regeln.
Der Joballtag? Nun: Kaum dreht man den Rechner auf, rollt schon die erste Info-Welle an. Da ein spontanes Statement zu einer Schließung im Kulturbereich, dort ein Interviewwunsch vom Lokalradio – und irgendwo dazwischen eine interne Anfrage, die eigentlich „schon gestern“ hätte beantwortet werden müssen. Struktur? Klar, die braucht man, aber ehrlich: Manchmal fühlt es sich eher wie Jonglage in der Achterbahn an. Wer Präzision und Ruhe mag, wird sich am ehesten bei Routineaufgaben wohlfühlen: Pressespiegel erstellen, Fakten checken, Newsletter bauen. Und doch, wehe, draußen brodelt die Luft wegen einer Baustelle, Proteste am Marktplatz oder dem Aufstieg von Borussia – dann kippt alles binnen Minuten. Das muss man mögen. Oder zumindest ertragen können.
Viele haben ein Bild im Kopf: Pressearbeit, das sei glänzende Öffentlichkeitsarbeit, Hochglanz-Broschüren, ein Hauch Star-Leben. Die Wahrheit – zumindest in Mönchengladbachs Ämtern und Unternehmen – ist pragmatischer. Präzises Deutsch, Hartnäckigkeit, ein geschärftes Sensorium für den kleinen Skandal im Alltäglichen. Ohne Lust an Recherche, Willen zum Nachhaken und einer Prise Teflon gegen Kritik kommt man hier kaum voran. Und doch: Die eigentliche Kunst liegt im richtigen Ton. Was viele unterschätzen? Die Vielfalt der Themen. Vom Bauantrag bis Cybercrime, von Stadtfest zur Energiekrise – alles findet sich irgendwann im eigenen Postfach wieder. Die Fähigkeit, blitzschnell zwischen Sprachebenen zu wechseln („Kann ich das so rausschicken?“ – „Besser nicht, vielleicht ein bisschen weniger direkt …“), macht den Unterschied. Und, ja, ab und zu hilft es tatsächlich, wenn man schon einmal mit lokalen Journalisten gesprochen hat – nicht zwingend am Stehtisch, aber im Alltag merkt sich so mancher Name eben besser als eine offizielle E-Mail-Adresse.
Und wie sieht es aus mit der Entlohnung? Wer hier in Mönchengladbach anläuft, wird selten im oberen Regal landen, zumindest zu Beginn. Die Einstiegsgehälter bewegen sich – je nach Branche, öffentlichem Arbeitgeber oder privatem Unternehmen – meist zwischen 2.600 € und 3.100 €. Mit einigen Jahren Erfahrung oder einem guten Händchen für Krisenkommunikation lässt sich das auf 3.200 € bis 3.600 € steigern. Reich wird davon niemand – was bleibt, ist oft das Gefühl, tatsächlich Teil eines relevanten Diskurses zu sein. Immerhin: In unseren Tagen sind verlässliche Kommunikations-Schnittstellen so gefragt wie der letzte Parkplatz im Zentrum. Wer sich engagiert, clever vernetzt (ob bewusst oder nebenbei), dem stehen mittelfristig weitere Themenfelder offen – Kommunikation läuft in Gladbach über überraschend viele Kanäle, vom Social-Media-Team bis zum Newsletter des Technischen Betriebsamtes.
Vielleicht ist das die besondere Würze dieses Berufs vor Ort: Die Stadt lebt von Gegensätzen, vom Altbau in Eicken bis zu den Tech-Start-ups auf dem Nordpark-Areal, von ruhigem Vorstadtgrau bis zu hitzigen Debatten im Stadtrat. Wer Assistent in einer Pressestelle wird, taucht ein in diese kleine, unübersichtliche Welt. Kein Tag wie der andere – Versprochen. Persönlich gesprochen: Es gibt Momente, in denen man sich fragt, ob der Aufwand sich lohnt. Dann aber kommt wieder dieser Anruf, diese knackige Schlagzeile – oder auch nur das kurze Nicken von oben, wenn die Kommunikation mal „geglückt“ ist. Gründe zu wechseln gibt es viele, Argumente zu bleiben ebenso. Am Ende wird, wer sich auf den Tanz mit Sprache, Medien und Menschen wirklich einlässt, selten das Gefühl haben, den falschen Beruf gewählt zu haben. Auch wenn’s manchmal rau wird auf dem Kommunikationsparkett am Niederrhein.
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