Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) | 24103 Kiel
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medien colleg rostock - Höhere Berufsfachschule ( gGmbH) | 18055 Rostock
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Manchmal, wenn ich am Morgen durch die grauen Gänge eines Verwaltungsgebäudes in der Altstadt stapfe, frage ich mich: Ist das hier nun das Herz der lokalen Medienmaschinerie – oder nur das heimliche Plotbüro für alle kleinen Dramen, die sich hinter den dicken Mauern Lübecks abspielen? Wer als Assistent in einer Pressestelle arbeitet, darf sich natürlich keine Illusionen machen – das ist kein Luftschloss und auch kein beschaulich-vorauseilender Sekretariatsposten mit 9-to-5. Aber eben auch nicht die glühende Chefetage der Öffentlichkeitsarbeit. Eher das, was man im Orchester eine unterschätzte erste Geige nennen würde. Nur eben unsichtbar.
Man übernimmt hier weit mehr als das bekannte Verteilen von Pressemeldungen oder die klassische „Kopf-in-den-Kopierer“-Aufgabe. Die Presselandschaft in Lübeck bewegt sich am Spannungsfeld zwischen hanseatischer Gewissenhaftigkeit und neuem medialen Tempo. Kommunen, Behörden, Gesundheitsdienstleister – sie alle brauchen heute loyale, flexible Assistentinnen, die nicht nur mit Text und Telefon, sondern auch mit Kanälen umzugehen wissen, die vor fünf Jahren noch keiner ernst nahm. TikTok im Rathaus? Das überrascht heute niemanden mehr. Manchmal findet dort die meiste Resonanz statt – allerdings meistens dann, wenn keiner offiziell darüber sprechen will.
Was die Anforderungen angeht, kann man als Berufsanfänger oder wechselwilliger Profi schon mal verwundert auf die Stellenprofile schielen. Da steht dann gern: Kommunikationsgeschick, Organisationstalent, souveräner Kontakt zu Medien, Erinnerungsvermögen wie ein Elefant – und eine ruhige Hand selbst zwischen politischen „Bröseln“. Zwischen Beratungsprotokoll und Krisenkommunikation, eher selten Pause, dafür viele hastige Notizen und ein Stapel E-Mails, der unaufhaltsam wächst. Klingt nach Multitasking-Akrobatik? Tja, ist es auch. Was viele dabei unterschätzen: Gerade die Lübecker Pressestellen jonglieren nicht nur mit Akten, sondern mit heterogenen Teams, Fachleuten, Verwaltungstraditionen und den immer präsenten, manchmal durchaus kritischen Lokaljournalisten.
Und trotzdem – allein der Blick auf die Themen reicht, um zu sehen, warum der Beruf hier alles andere als Routine ist: Digitalisierungsprojekte in Museum und Hochschule landen unvermittelt als Pressemeldung auf dem Tisch. Baustellen in der Innenstadt? Dauerkandidat für spontane Presseanfragen. Gesundheitskrisen? Werden zur ernsten Nagelprobe für schnelles, korrektes Arbeiten. Was mir aufgefallen ist, vielleicht weil ich selbst nicht der geborene Schnellredner bin: Gerade in Lübeck punkten Assistenten damit, Ruhe zu bewahren, diplomatische Zwischentöne einzusetzen und manchmal schlicht erst einmal zuzuhören. Kopieren können viele – zwischen den Zeilen lesen wirst du hier üben.
Natürlich drängt sich irgendwann die nüchterne Frage nach der Vergütung auf. Lübeck ist kein Gehaltshotspot wie München oder Hamburg – aber wer fachlich fit und flexibel ist, findet solide Bedingungen. Die Einstiegsgehälter liegen meist zwischen 2.400 € und 2.800 €, mit Luft nach oben, sofern man Verantwortung und Spezialaufgaben übernimmt. Mit wachsender Berufserfahrung und sicherem Auftreten sind 2.900 € bis 3.400 € durchaus realistisch – abseits davon spielen Tarifbindungen und Branchenunterschiede, etwa zwischen Verwaltung und Wirtschaftsunternehmen, eine Rolle. Reich wird hier niemand – dafür gibt’s vielerorts Fahrtkostenzuschüsse, interne Weiterbildungsangebote und den manchmal unbezahlbaren Wert: Wer in Lübeck in der Pressestelle arbeitet, baut unbeabsichtigt ein Netzwerk aus Kontakten auf, das hinter vielen Amtsschildern wirkt.
Noch ein Gedanke – den sollte man nicht unterschätzen, wenn man zu den Neugierigen gehört, die gerade vor der Frage stehen: Lohnt sich das? Ich finde, Lübeck lebt von Menschen, die Dinge hinterfragen, nicht nur abnicken. Eine Pressestelle braucht Assistenten, die beobachten und filtern, nichts sofort nach Außen kehren und dennoch wissen, wann eine Geschichte erzählt werden sollte. Am Ende ist das hier kein gewöhnlicher Verwaltungsjob: Es ist ein Balanceakt. Zwischen Kopieren und Kommunizieren, Bearbeiten und Behalten, Präsenz und Diskretion. Wer das mag, wird hier nicht langweilig. Aber eben auch nicht betriebsblind. Und vielleicht ist das ja die ganz besondere Qualität an diesem Beruf in Lübeck: Man bleibt – mittendrin.
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