Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) | 24103 Kiel
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Ein Büro mit Blick auf den Hafen? Könnte sein. Meist blickt man aber auf blinkende Postfächer, offene Browser-Tabs und einen wachsenden Stapel an Pressemappen. Assistent in einer Pressestelle zu sein – das klingt für viele nach Routine, Deadlines, E-Mails und, na klar, Kaffee. Aber halt, so mechanisch ist das Ganze nicht. Wer den Beruf nur als Steigbügelhalter für die Kommunikationsprofis sieht, unterschätzt die Latte, die die Branche in Hamburg mittlerweile legt. Wer einmal wie ich erlebt hat, wie zwischen Hafen, Medienmetropole und Politikbetrieb der Puls einer Großstadt in jede Zeile sickert, weiß: Hier ist Routine das einzige, was es nicht gibt.
Welche Aufgaben fallen an? Klar, das Übliche: Zusammenstellen von Pressespiegeln, Betreuung von Journalisten, Pflege der Kontaktlisten, Eventorganisation. Wer aber glaubt, dass das nach stupider Schreibtischarbeit riecht – falsch. Manchmal fühlt man sich wie ein Jongleur mit heiklen Themen. Heute ein verwirrter Fernsehredakteur am Telefon, morgen eine spontane Presseanfrage zu Lastenfahrrädern in Ottensen – und alles möglichst souverän, seriös, bloß nichts liegen lassen. Was viele Berufseinsteiger unterschätzen: Während die einen noch nach der perfekten Formulierung für die Pressemitteilung suchen, mit vier Augen und zittrigen Fingern, ruft schon der nächste Redakteur an und fragt, warum die Info noch nicht über den Verteiler raus ist. Zeitmanagement? Muss sitzen. Manchmal frage ich mich, ob Assistent in einer Pressestelle nicht zu Unrecht im Schatten anderer Kommunikationsberufe steht – immerhin ist das hier der Ort, an dem aus kleinen Formfehlern eben mal ein handfester Shitstorm werden kann, jedenfalls in Hamburg, wo Medienrummel und politische Empfindlichkeiten eine eigene Liga bilden.
Was den Job in Hamburg besonders macht? Nun, zwischen Elbe, Industrie und Edelmeile pulsiert eine Medienlandschaft, die ihresgleichen sucht. Traditionelle Verlage treffen hier auf flinke Start-ups, Behörden ringen mit NGOs um die Gunst der Öffentlichkeit. Für uns in der Pressestelle heißt das: Die Zielgruppen vermischen sich, Ansprüche schnappen nach Luft. Vor fünf Jahren reichte noch der klassische Pressetext, heute muss Social Media nicht nur bedient werden – da erwartet man Storytelling, Fotos, Video-Snippets, alles natürlich mit rechtssicherem Unterbau. Und das, während parallel eine Sturmflut an Meldungen aus dem Posteingang donnert. Ein Hamburger Problem? Vielleicht nicht nur, aber hier drückt die Vielfalt von Kulturen, Branchen und Szenen besonders aufs Tempo.
Natürlich fragt man sich: Was muss man eigentlich können? Kugelsicheres Deutsch, Redigieren, Organisationstalent – geschenkt. Wer hier mitspielen will, braucht viel mehr: Neugier, Frustrationstoleranz, die Geduld eines Fischers – und manchmal auch Fingerspitzengefühl auf politisch vermintem Terrain. Es hilft, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Wissenschaftskommunikation, Datenschutz, Veranstaltungslogistik oder Social-Media-Gedöns: Die Themen, die ein Hamburger Assistent in einer Pressestelle managen muss, sind so bunt wie die Stadtkarten im Infodienst. Einen typischen Werdegang gibt es übrigens kaum. Sprachwissenschaftler sitzen neben Quereinsteigerinnen aus dem Verlagswesen, mal sind Mediengestalter nachgerückt, mal ehemalige Verwaltungsfachleute. Persönliche Einschätzung? Wer sich mit wechselnden Themen wohlfühlt, kein Problem damit hat, um halb sechs abends nochmal einen Zwischenstand für die Pressesprecherin zu tippen – und bei Gegenwind nicht gleich einknickt, ist hier richtig.
Und jetzt zu dem, was alle wissen wollen: Lohnt sich das Ganze eigentlich finanziell in Hamburg? Die Gehälter, so ehrlich muss man sein, werfen einen selten vom Hocker. Einstiegspositionen starten häufig zwischen 2.500 € und 2.900 €, wer Erfahrung und spezielle Kenntnisse – etwa in Krisenkommunikation oder digitalen Kanälen – mitbringt, kann mit 3.000 € bis 3.400 € rechnen. Manchmal, gerade bei privatwirtschaftlichen Unternehmen, geht da noch mehr, doch die goldenen Zeiten sind keine Selbstläufer mehr. Ich finde: Trotz aller Herausforderungen – die fachliche Entwicklung im Hamburger Kontakttheater, die Perspektive auf vielfältige Branchen, die Chance, Medienwandel live mitzusteuern, das wiegt so manchen „Mittelklasse“-Verdienst wieder auf. Ausbildung und Praxis verzahnen sich hier auf eigene Weise. Man bleibt selten lange Assistent, sofern man signalisiert, dass mehr in einem steckt.
Vielleicht bin ich befangen – aber wer in der Pressestelle einer Hamburger Organisation arbeitet, lernt nicht nur Handwerk und politische Empfindlichkeiten, sondern auch, dass jeder Tag ein anderer ist. Klare Kante, schnelle Reaktion, ein Schuss hanseatisches Augenmaß: Wer diese Haltung mitbringt, findet zwischen Medienhafen und Stadtverwaltung sein Spielfeld. Es bleibt nie bei der Tasse Kaffee – und für routiniertes Abnicken ist sowieso nie genug Zeit.
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