Hochschule Ruhr West | Mülheim an der Ruhr
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Hochschule Ruhr West | Mülheim an der Ruhr
Wer sich als Assistent in einer Pressestelle in Gelsenkirchen bewirbt, landet nicht gerade in der Manege eines Großzirkus – aber unterschätzen sollte man die Rolle auch nicht. Manchmal kommt es mir vor, als würde das Berufsbild zwischen den Stühlen sitzen: irgendwo zwischen Sachbearbeitung, Redaktionsalltag und Krisenkommunikation. Überschaubar-ehrlich? Ja. Aber auch voller Tücken und kleiner Spielräume, die viele von außen gar nicht wahrnehmen. Nehmen wir’s also auseinander, dieses Aufgabenpaket – und schauen, warum gerade in Gelsenkirchen der Job sein eigenes Gesicht hat.
Jeder, der in einer Pressestelle landet, weiß spätestens nach zwei Wochen: Routine ist hier ein Fremdwort mit kurzem Halt. Da prallen Anfragen von Lokalredakteurinnen, doppelbödige Stadtratsbeschlüsse, Social Media-Entrüstungen und die Eigenheiten kommunaler Gremien aufeinander. In Gelsenkirchen – einer Stadt mit diesem berühmt-berüchtigten rauen Charme – kommt noch mehr dazu. Nennen wir es: den Puls des Ruhrgebiets. Da fragt man sich schon mal, wie man eigentlich im Info-Stakkato einen kühlen Kopf bewahrt. Gerade bei anstehenden Großprojekten, die ihren Schatten weit vorauswerfen (Stichwort: Stadtentwicklung, Verkehrswenden, Energiefragen).
Bleiben wir mal ehrlich: Wer glaubt, als Assistent oder Assistentin einer Pressestelle vorrangig Mails weiterzuleiten oder Texte zu formatieren, hat den Beruf nicht verstanden. Das eigentliche Handwerk ist vielschichtiger – von Pressemitteilungen mit juristischem Feinschliff bis zu spontanen Krisen-Statements, von Fototerminen mit Oberbürgermeistern (inklusive Schlechtwettergarantie) bis zum Jonglieren mit Datenschutz. Und wenn dann wieder irgendeine Baustelle „kommunikativ begleitet“ werden muss, hilft kein schöner Schriftsatz, sondern robustes Nachfragen. Für Berufsanfänger ist das manchmal stolperndes Neuland, aber wer wächst, liebt die Abwechslung. Zugleich kann man – gerade in Gelsenkirchen – einen Hauch Gestaltungswillen einbringen: Hier lässt sich Geschichte vielleicht nicht täglich neu schreiben, aber kaum irgendwo spürt man so sehr, wie Kommunikation Atmosphäre bestimmt.
Und das liebe Geld? Sagen wir so: Gigantische Gehälter sind nicht zu erwarten, dafür aber solide Einstiegsmöglichkeiten. Im Regelfall schwankt das Gehalt zwischen 2.600 € und 3.100 €, je nach Vorqualifikation, Trägerinstitution und vorhandener Berufserfahrung. Ob klassische Verwaltung, Stiftung, Unternehmen oder Agentur – die Unterschiede in der Region sind nicht riesig, aber fein: So zahlt die Stadt in aller Regel etwas weniger als große private Unternehmen, gleicht das aber immerhin durch bessere planbare Arbeitszeiten und mehr soziale Sicherheit ein. Spannender wird’s, wenn der Sprung in die Leitungsfunktion lockt. Die Schnittstellenkompetenz – also das Vermögen, zwischen Sachbearbeitung, Fachbereich und Öffentlichkeit Taktgeber zu sein – ist einer dieser unterschätzten Faktoren, die auf dem Papier kaum sichtbar, im Alltag aber Gold wert sind.
Was viele unterschätzen: Kommunikation in Gelsenkirchen verändert sich rasant. Die Digitalisierung in der Stadtverwaltung läuft zwar manchmal wie ein ICE über Nebengleise, aber mittlerweile gewinnen agile Tools, Datenmanagement und Social Listening an Bedeutung. Weiterbildungen? Unverzichtbar – von Textwerkstatt bis Videobearbeitung, von Policy-Trainings bis zu Seminaren für Krisenkommunikation und Medienrecht. Ich habe den Eindruck, dass sich die Anforderungen stetig verschieben: Heute Content-Kurator, morgen Faktenchecker, übermorgen Kommentarbremse im Shitstorm. Wer Lust auf wechselnde Aufgaben, regionale Eigenheiten und das Diskutieren im Zwischenton hat, dem wird es hier garantiert selten langweilig.
Fest steht: Wer in Gelsenkirchen als Assistentin oder Assistent in der Pressestelle arbeitet, erlebt einen Job, der immer mehr fordert als wortgetreue Textarbeit oder Kalenderpflege. Übersehen darf man aber auch nicht: Hier diktiert nicht selten die Politik das Tempo, und manchmal ist Geduld (fast) die halbe Miete. Aber so ist das eben im Ruhrgebiet: Bodenständig, direkt, mit gelegentlicher Schnauze – aber auch offen für das Unerwartete. Und vielleicht ist genau das die wahre Essenz. Zumindest sehe ich das so – nach ein paar Jahren hin und her zwischen Blätterwald, Krisentelefon und Fototermin im Nieselregen.
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