Hochschule Ruhr West | Mülheim an der Ruhr
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Morgens ein Blick aufs Handy: Die Nachrichten sind voll, irgendwo ist immer etwas los. Presseanfragen trudeln ein, das E-Mail-Postfach leert sich nie richtig. Willkommen im Alltag der Assistenz in einer Düsseldorfer Pressestelle. Wer glaubt, es ginge hier gemächlich zu, irrt. Hier, im Schatten von Ministerien, Konzernen und Kulturhäusern, wird zwischen Informationsflut und Hermetik jongliert – häufig im Halbschatten zwischen Öffentlichkeitsarbeit, Administration und diplomatischer Schadensbegrenzung. Ehrlich gesagt: Manchmal frage ich mich, ob unser Beruf mehr mit Krisenmanagen oder mit Textproduktion zu tun hat.
Natürlich – der Job beginnt offiziell mit den klassischen Dingen: Terminorganisation, Versand von Pressemitteilungen, Monitoring der Berichterstattung. Wer jedoch dabei stehen bleibt, verpasst den Kern. Ein guter Assistenzprofi erkennt Untertöne in einer Floskel des Vorstands, ahnt, wo aus einer unscheinbaren Nachfrage eine mediale Lawine werden könnte. Ich habe erlebt, wie schon eine falsch getimte E-Mail zu Hektik auf allen Etagen führt. Man ist nie nur „Zuarbeiter“: Es gilt, Redaktion und Leitung den Rücken freizuhalten, Anrufer zu beruhigen, Wortwahl zu moderieren – und ja, gelegentlich auch den Papierstau im Drucker zu beheben. Ironischerweise sind gerade diese kleinen Kämpfe das unsichtbare Öl im Getriebe.
Düsseldorf ist keine x-beliebige Großstadt, sondern eine eigenwillige Mischung: Zwischen gläsernen Anwaltskanzleien, digitalen Medienhäusern und bodenständigem Mittelstand spielt sich der Arbeitsalltag in den Pressestellen ab. Wer hier arbeitet, hat oft mit der Mode- und Kunstszene genauso zu tun wie mit Messethemen, Industrie oder städtischen Umweltfragen. Es hilft, mehr als ein Thema im Blick zu haben – und die halbe Stadt sowieso. Manchmal reicht eine Etage im Medienhafen für drei komplett verschiedene Pressegespräche am Tag. Wer diesen Spagat nicht mag, sollte sich besser einen anderen Beruf suchen – oder einen anderen Ort. Denn in Düsseldorf ist Medienarbeit fast ein Lebensgefühl.
Das Thema Verdienst – tja, es bleibt eine heikle Sache. Viele Einsteiger rechnen mit mehr, als letztlich ankommt. Realistisch bewegt sich das Einstiegsgehalt zwischen 2.600 € und 3.000 € – Beträge, die in Düsseldorf, je nach Lebensstil, überraschend schnell schmelzen. Wechselwillige Fachkräfte, die schon einige Jahre im Geschäft sind, können mit 3.200 € bis 3.600 € rechnen; Ausreißer nach oben sind selten und meist die Folge besonderer Spezialkenntnisse oder Branchenwechsel. Was viele unterschätzen: Es geht hier weniger um schnelle Karrieresprünge als um die Freude am Jonglieren – mit Themen, Menschen, nicht zuletzt den eigenen Nerven. Wer eine solide Weiterbildung in Sachen Krisenkommunikation oder digitale Medien drauflegt, schärft sein Profil deutlich. Nicht jedes Unternehmen investiert da proaktiv, aber der Bedarf wächst.
Ein Punkt, der selten auf dem Wunschzettel steht: Technische Kompetenzen sind heute kein Nice-to-have mehr. Manche Pressestellen pflegen ihre Kanäle selbst – Social Media, Intranet, Newsroom-CMS. Der Alltag ist geprägt von Schnittstellen zu Fachbereichen, Agenturen, externen Dienstleistern. Ein Text überlebt hier nicht, wenn er nicht auch SEO-optimiert, rechtlich wasserdicht und in drei Sätzen auf Social Media vermittelbar ist. Ich sage manchmal: Heute reicht es nicht mehr, mit dem Duden umgehen zu können – man muss HTML nicht lieben, aber ein bisschen kennen. Und noch wichtiger: Zwischen Verknappung und Hintergrundrauschen die richtige Balance zu halten. Denn das, was nicht gesagt wird, ist oft genauso entscheidend wie das, was laut platziert wird.
Es wäre vermessen, diesen Job zu idealisieren. Klar, manchmal fragt man sich, warum die Eile in den Fluren nie abebbt. Aber: Wer hier arbeitet – ob als Berufseinsteiger oder als wechselfreudige Fachkraft – bekommt einen Einblick in die Maschinerie moderner Kommunikation, wie sie nur in einer Stadt wie Düsseldorf möglich ist. Wer technikaffin ist, einen Sinn für Nuancen in Sprache hat und auch am Nachmittag noch freundlich telefonieren kann, findet in der Pressestelle einen Arbeitsplatz, der fordert, nervt, inspiriert – manchmal alles auf einmal. Und das ist mehr, als viele andere sagen können.
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