Hochschule Ruhr West | Mülheim an der Ruhr
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Duisburg und Öffentlichkeitsarbeit, das ist so eine Sache. Die Stadt – zwischen grauem Industriecharme und lebendigen Kulturprojekten – verlangt von denen, die in einer Pressestelle assistieren, etwas anderes als schicke Worthülsen. Zumindest wenn sie Sinn hinter Zetteln suchen statt bloß Material durch den Schredder zu schieben. Als Einstieg? Oder als Sprungbrett aus der Routine des Sachbearbeiters? Kann funktionieren, aber ehrlich: Die Denke und der Rhythmus, die in Presseabteilungen herrschen, sind selten so planbar wie der Fahrplan der 903.
So ein Tag als Assistent einer Pressestelle – der klingt für Außenstehende oft nach Kaffee kochen, Mails tippen, Pressemitteilungen schubsen. Die Wahrheit? Nun, das Kaffee-Tablett ist schon lange aus dem Bild verschwunden. Wer heute kommunikative Unterstützung leistet, hantiert mit Terminkalendern, flotten Statements, Bildrechten, endlosen Fragen („Hat die Bildredaktion die richtigen Fotos?“), und dem merkwürdigen Gefühl, immer eine halbe Sekunde hinter einem potenziellen Shitstorm herzulaufen.
Duisburg ist in Sachen Pressearbeit kein einfaches Pflaster – nicht zuletzt durch sein mitunter überregionales Image. Wer hier als Assistent unterwegs ist, wird schnell zum Seismographen für gesellschaftliche Empfindlichkeiten, muss die Chemie im Amt ebenso im Blick haben wie die Erwartungshaltung lokaler Medien. Schräge Anfragen („Warum ist auf dem Bild kein Baum zu sehen?“) gehören dazu wie die Schriftgröße in der Einladung. Und wenn’s wirklich brennt: Dann ist plötzlich alles dringend. Dann spielt es keine Rolle, ob man noch im ersten Jahr arbeitet oder schon zehn Krisen abgewehrt hat. Spätestens beim dritten ungeplanten Interview der Woche weiß man: Routine gibt’s nicht, höchstens eine gewisse Resistenz gegen Adrenalin.
Ganz ehrlich, wer für diesen Job nur den deutschen Leistungskatalog studiert, bleibt außen vor. Natürlich sind solides Deutsch und Medienverständnis Pflicht. Aber wer glaubt, dass mit ein bisschen Sprachgefühl und MS-Office alles erledigt ist, sollte mal einen Tag lang Social-Media-Accounts überwachen, während parallel im Rathaus das Licht flackert.
Was zählt? Augenmaß. Schnelle, klare Entscheidungen trotz lückenhafter Informationen – das kann man weder aus Büchern noch aus Youtube-Tutorials lernen. Präzision, Beharrlichkeit, gesunder Pragmatismus. Ach ja: Humor hilft, wenn mal wieder die achte Mail zum selben Thema eintrudelt.
Viele unterschätzen, wie wichtig das Ohr am Puls des lokalen Geschehens ist. Duisburg ist widersprüchlich – mal traditionsverliebt, mal erschreckend direkt, oft überraschend laut. Assistenzkräfte in Pressestellen werden zwangsläufig zu Chronisten dieser Stadt – man sagt nicht ohne Grund: Wer Duisburg verstehen will, muss zuhören (und, na gut, manchmal auch zwischen den Zeilen lesen).
Jetzt mal Tacheles, denn die Frage schwebt eh im Raum: Was verdient man überhaupt, als Assistent in einer Duisburger Pressestelle? Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen Erwartung und Ernüchterung. Die Spannbreite ist hoch – abhängig davon, ob privatwirtschaftlich, kommunal, im Verbandsumfeld oder freiberuflich gearbeitet wird. Viele kommunale oder kulturelle Einrichtungen bewegen sich beim Gehalt zwischen 2.500 € und 3.200 €. Mit steigender Erfahrung, spezifischen Medienkenntnissen oder Zusatzqualifikationen (z. B. Fotorechte, Social Content) sind 3.000 € bis 3.600 € drin. Klingt nicht nach Reichtum, aber solide – vor allem, wenn man den hiesigen Mietspiegel im Hinterkopf behält.
Die letzten Jahre haben die Branche umgekrempelt. Digitalisierung, Social-Media-Dynamik, wachsende Sensibilität für Öffentlichkeitsarbeit – das alles färbt auf die tägliche Arbeit ab. In Duisburg bedeutet das: Wer Schnittstellenkönner ist (also zwischen Verwaltungssprache, Social Media und klassischer Lokalredaktion vermitteln kann), dem stehen Türen offen. Gut, manchmal sind das nur halboffene Flügeltüren, aber das ist ein Duisburger Eigenstil.
Wer als Einsteiger, Umsteiger oder Überzeugungstäter in den Job geht, braucht keine Illusionen. In Duisburg ist der Assistent einer Pressestelle kein reiner Schreibtischakrobat – sondern ein Alltagsjongleur, manchmal auch Feuerwehrmann (im übertragenen Sinn, natürlich). Hier kommt niemand mit vorab gestrickten Textbausteinen durch, denn die Realität funkt dazwischen. Vielleicht klingt das hart – aber es ist auch der Grund, warum die Arbeit nie langweilig wird. Mitbringen sollte man Neugier, Lernlust, die Fähigkeit, eigene Fehler nicht als Katastrophe zu sehen und einen klaren Blick auf das, was wirklich wichtig ist. Oder, wie ich einen alten Hasen mal sagen hörte: „Wer hier überlebt, der kann auch Düsseldorf rocken.“ Und warum auch nicht?
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