Hochschule Ruhr West | Mülheim an der Ruhr
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Wer in Bonn morgens am Rhein entlang zur Arbeit schlendert, weiß meistens: Gleich wird's anspruchsvoll. Die Rolle als Assistent:in einer Pressestelle ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Die Klischees von Kaffee kochen und Aktenschleppen? Vergesst es. Kein Tag vergeht ohne flinke Kommunikations-Kunststücke, abgestimmte Zuarbeit und diese gewisse Mischung aus Neugier, Übersicht – und Nerven wie Drahtseile. Gerade in Bonn, wo Politik, Verbände und Wirtschaft noch immer eng aufeinander treffen, ist der Job facettenreich, manchmal chaotisch und niemals so austauschbar, wie manchem Außenstehenden das scheinen mag.
Beginnen wir beim Offensichtlichen: Als Assistent:in in einer Pressestelle sitzt man eben nicht nur daneben und sortiert Presseverteiler (obwohl das, seien wir ehrlich, auch dazugehört). Viel häufiger steckt man mittendrin – in der inhaltlichen Vorbereitung von Statements, beim Recherchieren und Bündeln von Fakten, beim Koordinieren von Terminen, beim Formulieren erster Textentwürfe. Manchmal auch beim Krisenmanagement, das braucht Bonner Bürokratiealltag dann doch gelegentlich. Was viele unterschätzen: Die Anforderungen an Präzision und Tempo sind hoch. Wer nach den ersten Wochen noch glaubt, Pressestellen wären wortreiche Ruheinseln, hat entweder einen Glücksgriff gelandet – oder den Ernst des Betriebs verpasst.
Warum ausgerechnet Bonn? Die Region setzt sich seit Jahren geschickt zwischen alle Stühle – von Regierungsinstitutionen über Großorganisationen bis zu innovativen Mittelständlern. Kommunikation in Bonn hat oft einen internationalen, gelegentlich sogar diplomatischen Beiklang. Selbst als Assistent:in bekommt man da mehr mit als anderswo: Englisch und Französisch? Oft keine Kür, sondern Pflicht. Digitales Handwerk? Längst Alltag – von schnellen CMS-Eingriffen über Social-Media-Tauglichkeit bis zum Erfassen komplexer Zusammenhänge in drei Sätzen. Manchmal, so ehrlich sollte man sein, flattert der Puls beim „Tweeten im Namen der Chefin“. Da gibt's keine Generalprobe. Aber vielleicht ist genau das der Reiz dieses Bonner Kosmos: ständig zwischen Regelwerk und Improvisationstalent jonglieren – und trotzdem noch bei sich selbst bleiben.
Kommen wir zum Geld: Wer hofft, in der Pressestelle als Assistent:in auf einen goldenen Lohnregen, sollte den Enthusiasmus mit einer Prise Realität würzen. Im Raum Bonn liegt das monatliche Einstiegsgehalt meist zwischen 2.600 € und 3.200 €, je nach Arbeitgeber (Ministerien, Verbände, Unternehmen; und ja, da gibt's Überraschungen). Manchmal, bei etwas größerer Verantwortung oder fachlicher Vorbildung, sind auch 3.400 € bis 3.800 € drin – aber dann wird natürlich auch mit noch höherer Erreichbarkeit und inhaltlichem Druck bezahlt. Was übrigens auffällt: Non-Profit, Kirchen oder kleinere Träger zahlen oft vergleichsweise weniger – aber bieten eine Kombi aus Sinn und Flexibilität, die man bei den ganz Großen mal vermisst.
Das Schöne: Der Bonner Markt bietet neben klassischen Arbeitgebern zunehmend hybride Arbeitsmodelle, Weiterbildungen etwa im Bereich Online-Kommunikation oder Veranstaltungsmanagement werden fast immer begrüßt – manchmal sogar erwartet. Wer sich also thematisch breiter aufstellt, etwa bei Digitalkompetenz oder Multimedialität, hat einen klaren Vorteil. Und dann ist da noch diese Eigenart des Berufsfelds selbst: Vieles bleibt im Verborgenen, kaum jemand sieht die Vorarbeit, die Recherche, das Verhindern von Kommunikationskatastrophen. Irgendwie macht gerade das die Freude am Beruf aus. Und die gelegentliche Frustration. Denn Sichtbarkeit bekommt meistens die Chefin vor der Kamera, nie der Mensch hinterm Monitor. Ist das ein Manko? Vielleicht. Aber mal ehrlich: Wer diesen Job sucht, weiß meistens schon vorher, was die eigene Handschrift wert ist – auch ohne Applaus.
Manchmal fragt man sich unterwegs nach Feierabend, warum man sich das gibt – zwischen kurzfristigen Recherchen, multimedialen Notfalleinsätzen und den „Kannst du das bis gestern fertig machen?“-Mails. Wahrscheinlich, weil es kaum einen anderen Job gibt, bei dem man mitdenken, querdenken und manchmal auch querulant sein darf – ohne dabei den Respekt für die Sache zu verlieren. Am Ende bleibt: Assistent:in in der Pressestelle in Bonn – das ist kein gemütlicher Empfangskompass, sondern eher der Seismograf im Sturm der Worte. Ob das auf Dauer nervt oder anregt? Geschmackssache. Aber eines ist sicher: Langweilig wird’s nie.
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