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getolo GmbH | 10115 Berlin
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Man könnte meinen, der Assistentenjob in einer Berliner Pressestelle laufe auf Routine hinaus: Presseanfragen rein, Rückruf raus, Termine koordinieren – keine große Sache, oder? Aber wer so denkt, unterschätzt nicht nur das Berliner Tempo, sondern auch das feinkörnige Gespür, das diese Funktion fordert. Pressearbeit, das ist in dieser Stadt, die nie leise und selten langsam ist, eine ständige Gratwanderung zwischen Takt und Timing. Schon nach ein paar Wochen am Schreibtisch – meist zwischen Laptop, Kaffeeschnipselflecken und nervösem Blick auf den Kalender – dämmert es den „Frischlingen“: Man wird hier zum Drehkreuz, und zwar für alles, was ein halbwegs offizielles Statement werden könnte.
Was viele unterschätzen: Die täglichen Aufgaben im Berliner Pressestellenbetrieb sind so vielschichtig wie der Bezirk Kreuzberg nach Sonnenuntergang. Ja, fremd ist die Routine der E-Mail-Flut niemandem, doch es bleibt nicht beim banalen Weiterleiten. Nach außen hin gilt es, das Bild der Organisation zu polieren – von der kurzfristigen Einladung an Journalisten über die Lebenskunst, unter Zeitdruck einen Infotext so umzuformulieren, dass er sowohl akkurat als auch halbwegs brillant klingt. Und dann dieser Moment, wenn ein Reporter am Telefon nachhakt, ob das Zitat wirklich so gemeint war. Da steigt der Puls – und man lernt, zwischen den Zeilen zu lesen und zu glossieren, ohne sich zu verheddern.
Klar, fachliches Rüstzeug ist gefragt. Völlig ahnungslos kommt hier keiner weit. Wer schon mal einen Pressespiegel erstellt oder eine Medienbeobachtung gemacht hat, weiß, dass es auf Genauigkeit und Tempo ankommt. Haken an der Sache: In Berlin trifft man oft auf Bewerber:innen mit akademischem Hintergrund – Medienwirtschaft, Kommunikationswissenschaft, irgendwas mit „Public Relations“. Aber seien wir ehrlich: In keiner Vorlesung wird beigebracht, wie man bei Regen, Demo und spontaner Krisensitzung gelassen bleibt. Erfahrungswerte zählen hier so viel wie formale Titel. Eine gewisse Gelassenheit, auch dann, wenn wieder mal der Regierende am Alexanderplatz etwas unbedachtes sagt – das gehört einfach dazu.
Berlin. Stadt der Gegensätze. Und das spiegelt sich nicht zuletzt im Gehaltsspiegel wider. Das Einstiegsgehalt für Assistent:innen in Pressestellen liegt häufig zwischen 2.400 € und 2.900 € – der große Sprung bleibt zunächst aus, auch wenn der Blick auf andere Großstädte manchmal die Mundwinkel kurz zucken lässt. Wächst Erfahrung, klettern auch die Zahlen: Mit soliden zwei, drei Jahren auf dem Buckel sind 3.100 € bis 3.500 € keine absurde Vorstellung. Das hängt natürlich an Faktoren wie Träger, Branche, Tarifbindung – und auch am eigenen Verhandlungsgeschick, soviel Ehrlichkeit muss sein. Doch: Berlin bleibt Berlin. Bedeutet, das Prestige mancher Organisation kann die blanke Zahl manchmal relativieren.
Was wirklich zählt? Neugier, ein Ohr am Puls der Zeit und die Gabe, aus stacheligen Infos runde Sätze zu basteln. Berlin gibt sich da großzügig, zumindest auf dem Weiterbildungsmarkt. Rhetorikschulungen, kurze Medientrainings oder ganz praktische Seminare zur Krisenkommunikation lassen sich regelmäßig finden – quer durch die Stadt, ob im Coworking-Space in Mitte oder im unspektakulären Seminarraum in Tempelhof. Wer will, kann hier wachsen – und zwar fachlich wie menschlich, oft auch dann, wenn man das Chaos gerade nicht bestellt hatte. Denn eines ist sicher: Kein Tag in einer Berliner Pressestelle gleicht dem anderen. Und manchmal fragt man sich abends, wie man das alles eigentlich wieder hinbekommen hat.
Bleibt eigentlich die Frage: Ist das nun der goldene Mittelweg zwischen Großraumbüroträume und Nachrichtenrausch? Vielleicht. Sicher ist nur: Wer in Berlins Pressestellen einsteigt, der bekommt kein Drehbuch – aber reichlich Material für die eigene Lernkurve. Und das ist, ehrlich gesagt, mehr wert als jedes checklistenfähige Skillset. Am Ende geht's ums Dranbleiben. Und darum, nicht beim ersten Hintergrundgespräch aus der Fassung zu geraten.
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