Ludwig Fresenius Schulen Oldenburg | 26122 Oldenburg
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Oldenburg. Keine Großstadt, kein Medizinmekka – aber irgendwie ein Mikrokosmos, der ziemlich genau widerspiegelt, wie man heute als Apothekerassistent arbeiten (und wachsen) kann. Schreibt jemand über diesen Beruf, landet er schnell bei bleichen Bilanzen: dem Fachkräftemangel, der alternden Gesellschaft, der Thematik pharmazeutischer Sorgfalt unter Zeitdruck. Aber Moment – was heißt das eigentlich in echten Apotheken, vor Ort, zwischen Kunden mit wildem Kräuterwissen und Tablettenpackungen mit Namen, die kein Laie fehlerfrei aussprechen kann?
Was ich an Oldenburg schätze, ist das Unaufgeregte. Hier rennen nicht ständig Influencer mit Ringlicht durch die Offizin. Stattdessen echte Kundschaft: Zwei Menschen, die sich um den letzten Hustensaft streiten, ein Stammkunde, der seine Blutdruckwerte mitbringt, und eine ältere Dame, die sicherheitshalber noch einmal nachfragt, ob sie Ibuprofen zur Blutverdünnung nehmen darf. Genau hier beginnt die eigentliche Arbeit. Die Routinen – gravierend unterschätzt. Da wird etikettiert, dokumentiert, kontrolliert, bestellt und beraten. Man ist Schnittstelle zwischen Rezeptbuch und Tresen, zwischen bürokratischem Zipperlein und Empathie.
Der Anspruch wächst. Digitale Warenwirtschaft? Klar. Zugleich der ruppige Alltag, Medikamente beschaffen, die Lieferengpässen trotzen, nervöse Angehörige beruhigen. Viele unterschätzen, wie viel davon Kopfarbeit ist. Man jongliert mit pharmazeutischen Gesetzmäßigkeiten und dem Alltagschaos. Übrigens: Die Technik hinter der Offizin ist kein Hexenwerk – aber ärgerlich, wenn sie klemmt.
Oldenburg lebt vom Mittelmaß? Höchstens im Vorurteil. Die Apothekenlandschaft ist durchwachsen: Kleinbetriebe, größere Filialen, Familiengeschäfte. Die Demografie der Stadt spielt den Apotheken in die Hände – viele ältere Stammkunden, durchdachte Gesundheitsinitiativen, und (noch) überschaubare Konkurrenz durch Versandapotheken. Aber machen wir uns nichts vor: Auch hier schlagen Lieferengpässe durch, Inflation und Mindestlohnforderungen drücken aufs Betriebsklima.
Was viele unterschätzen, ist das Potenzial der Beratung. Hier in Oldenburg – und das meine ich aus voller Überzeugung – wird Wert auf persönliche Ansprache gelegt. Wer nicht nur verwalten, sondern auch erklären und zuhören kann, sticht heraus. Ein Rezept abtippen kann fast jeder; den echten Beratungsbedarf erkennen und vermitteln, das braucht Erfahrung (und manchmal Nerven aus Stahl).
Thema Vergütung – kein glamouröser Abschnitt. Als Berufseinsteiger landet man hier meist zwischen 2.400 € und 2.800 €, regional leicht schwankend, je nach Größe der Apotheke, Berufserfahrung und Tarifbindung. Nach einigen Jahren, mit erweiterten Aufgaben, ist die 3.000 €-Grenze oft erreichbar, selten überschritten. Himmel, es ist kein Beruf, in dem man das schnelle Geld macht. Aber: Viele unterschätzen die Stabilität. Die Rolle bleibt systemrelevant. Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, Fortbildungen zu stemmen, neue Dienstleistungen (Stichwort Impfberatung oder Medikationsmanagement) mitzugestalten, kann im Prinzip auch lokal Karriere machen.
Was mich persönlich überrascht hat: Vieles von dem, was im Team passiert – die nonchalanten Handzeichen, die kurzen Kaffeegespräche zwischen Rezeptur und Beratung – gibt mehr Orientierung, als es jeder Flyer oder Onlinekurs je könnte. Kurz gesagt: Die Lernkurve läuft selten linear.
Vielleicht der ehrlichste Gedanke zum Schluss: Die Entscheidung für oder gegen den Beruf in Oldenburg trifft sich nicht nur am Gehalt. Es ist die Mischung aus persönlichen Beziehungen, Fachlichkeit und einer Prise Lokalpatriotismus. Der Deal ist klar – solides Handwerk, menschliche Nähe, sichere Zukunft. Wer Abwechslung, rasante Karriere oder ständige technische Innovation erwartet, wird gelegentlich gähnen. Alle anderen? Könnten ziemlich zufrieden sein. Vorausgesetzt, der Anspruch, Menschen wirklich zu helfen, ist echt. In diesem Spagat zwischen Alltag und Anspruch liegt für mich der eigentliche Reiz – und der bleibt selten ohne Wirkung.
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