DIPLOMA Hochschule – Prüfungs- und Beratungszentrum Aalen | 73430 Aalen
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Bernd-Blindow-Schulen Aalen | 73430 Aalen
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Wer in Nürnberg als Apothekerassistent startet – ob frisch von der Ausbildung, nach Jahren im Pflegebereich oder als Quereinsteiger in einer der traditionsreichen Apotheken an der Pegnitz – der landet in einer Berufsrealität, die sich auf den ersten Blick gemütlich anfühlt. Rezeptur, Beratung am HV-Tisch, ein bisschen Warenwirtschaft; Klingt überschaubar. Ist es aber nie wirklich. Wer hier Verantwortung übernimmt, merkt schnell: Arzneimittel sind keine Kaffeebohnen. Ein kleiner Handgriff, ein missverständlicher Blick auf das Rabattmodell – schon wackelt der sichere Boden. Vielleicht zu dramatisch? Wenn man morgens den ersten Kunden vor sich hat, der „was gegen dieses Kratzen im Hals“ verlangt, setzt die Routine erst nach einiger Zeit ein – falls überhaupt.
In Nürnberg selbst hat sich das Berufsfeld still, aber spürbar gewandelt. Überall schwirren die Schlagworte von Digitalisierung, e-Rezept und Lieferengpässen. Große Ketten stehen kleinen Traditionsbetrieben gegenüber, während die Apothekenaufsicht strengere Kontrollen fährt. Das spüren auch Berufseinsteiger. Persönlich habe ich das Staunen nie verlernt: Wie viele Berufskollegen hier mit dem Spagat umgehen, zwischen fachlicher Beratung und Verkauf. Nicht selten steht man da wie auf einem Marktplatz um 1900, nur eben mit Barcode-Scannern und Kunden, die jedes Detail hinterfragen. Plötzlich ist man nicht nur die helfende Hand, sondern auch Datenschutzbeauftragter, Konfliktmanager und Erklärbär für das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Was unterschätzt wird: Die Fähigkeit, unter Druck gelassen zu bleiben. Nürnberg ist zwar keine Millionenmetropole, aber das Patientenaufkommen (besonders rund um die Innenstadtrandlagen oder in den dicht besiedelten Vierteln wie Gostenhof oder Langwasser) ist nicht ohne. In Stoßzeiten, wenn das Frühlingsvirus durch die Gassen geistert oder Grippepanik herrscht, liegt das Telefon kaum still. Jede Abgabe muss sorgfältig dokumentiert werden – und wehe, das Rabattarzneimittel ist mal wieder nicht vorrätig. Darauf wurde in der Ausbildung oft nur am Rande vorbereitet. Im echten Arbeitsleben macht genau das den Unterschied aus: Die eigene Flexibilität, pragmatisch und gleichzeitig vorschriftskonform zu reagieren und nebenbei die Stammkunden namentlich zu grüßen. Manchmal wie im Tanz – meist ohne Applaus.
Zur Frage, was den Beruf für Wechsler oder frisch Zugezogene attraktiv macht: Das Gehaltsniveau ist, ehrlich gesagt, kein roter Teppich. Nürnberg rangiert im Bundesdurchschnitt im Mittelfeld; 2.400 € bis 2.900 € sind für Einsteiger realistisch, mit ein wenig Erfahrung und Zusatzaufgaben geht es auch mal auf 3.200 €. Es bleibt das Gefühl, für die Verantwortung ein bisschen unter Wert verkauft zu werden, obenauf die Samstagsdienste und die Feiertagsvertretungen. Wer auf der Suche nach dem schnellen Ausstieg aus dem Schichtdienst ist oder Büroarbeit für zu eintönig hält, wird in der Apotheke einen Alltag mit unverhoffter Vielschichtigkeit erleben. Werbung für den Beruf mache ich damit keine – aber ein ganz eigenes Mensch-Mittelmaß, das in Nürnberg durchaus geschätzt wird.
Etwas sehr Eigenes ist die Community der Apothekenteams in der Stadt. Da sitzen dann morgens vier völlig verschiedene Typen beim Kaffee, jede/r bringt ihren Rucksack an Erfahrungen, Sprachen, Vorlieben mit. Die Mischung aus Fachwissen, organisiertem Chaos und fränkischer Lebensart sorgt gelegentlich für Reibung, aber auch für einen Pragmatismus, der in größeren Städten so nicht vorkommt. Die Fortbildungsangebote sind regelmäßig – Stichwort Medikationsmanagement und Digitalisierung. Die einen sagen, es mache den Arbeitsalltag bürokratischer. Ich fand, es bringt Abwechslung und gelegentlich eine Prise Stolz – wenn man merkt, dass ein Kunde tatsächlich informiert nachfragt, weil man ihm das richtige Supplement empfohlen hat.
Ist der Beruf „zukunftssicher“? Diese Frage taucht oft auf. Ganz ehrlich: Solange Menschen persönliche Beratung schätzen und nicht jeder Patient im Internet die richtigen Wechselwirkungen recherchiert, braucht die Stadt Apothekerassistenten mit Herz und Verstand. Maschinen mögen bestellen, aber in Nürnberg sind es die kleinen Gesten am Tresen, die zählen. Wer also Neugier, Geduld, und ein Auge fürs Regelwerk mitbringt – der wird nicht nur Kassenrollen abreißen, sondern auch Geschichten erleben, die kein Onlineversand liefern kann. Und manchmal bleibt am Feierabend ein leises Lächeln – trotz aller Hektik.
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