Ludwig Fresenius Schulen Dortmund | 44135 Dortmund
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Wer als Apothekerassistent in Münster arbeitet, weiß: Routine gibt es kaum – auch wenn der Blick von außen anderes suggeriert. Tag für Tag zwischen HV-Tisch, Rezeptkontrolle und Beratung zu lavieren, ist ein Balanceakt, dessen Details Außenstehenden oft entgehen. Nicht selten frage ich mich selbst, wo zwischen dem Gedränge am Handverkaufstisch, den Extrawürsten des lokalen Ärztenetzwerks und der Zettelwirtschaft aus dem Pflegeheim eigentlich noch der Kern des Berufs liegt. Wer neu einsteigt oder überlegt zu wechseln, spürt rasch: Apothekerassistenz ist keine Fließbandtätigkeit – jedenfalls nicht hier in Münster.
Typischer Tag, Münster, Innenstadt. Gegen halb acht stürmt man zum Dienst: der Westfalenbus hat Verspätung – gefühlt immer. Kaum angekommen, der erste Schwung Rezepturen, dazu die pharmazeutische Kontrolle, die neuerdings mit noch einem Häkchen mehr beaufsichtigt wird. Nebenbei das Telefon: „Wir haben keine Mitarbeitenden mehr – könnten Sie bitte?“ Die anrufende Arztpraxis klingt gestresst, ein Pflegeheim verspricht Dringlichkeit – immer, versteht sich. Und dann die betagte Stammkundin, die schon ihren Platz im Wartebereich sucht, bevor der Ladenschlüssel überhaupt im Schloss dreht. Wer dann glaubt, nach Vorschrift, Kassensystem und Beratungshandbuch arbeiten zu können, irrt sich. Münster, das ist Mischung: von akademischer Kundschaft über landesnachbarliche Akzentvielfalt bis zu hippen Fahrradkurieren mit prekärem Medikationswissen.
Was viele gar nicht auf dem Schirm haben: Der Arbeitsbereich des Apothekerassistenten geht längst weit über das reine Abgeben von Arzneimitteln hinaus. Medikationsanalysen, Dokumentation nach AMG, Beratung zu Impfstoffen – all das ist heute Standard, nicht Kür. Wer in Münster arbeitet, sollte sich auf Regularien einstellen, deren Komplexität locker mit dem Kassenbon-Knäuel konkurriert, das sich in jeder Jackentasche türmt. Dazu kommen Soft Skills, die im Hochschulbetrieb vielleicht manchmal untergehen: Sprachgefühl zum Beispiel, Empathie, Belastbarkeit. Wissen Sie übrigens, wie oft in der Woche es zu konfusen Diskussionen um Rabattverträge kommt? Tipp: zu oft. Hier braucht es Nervenstärke – und einen guten Tee für zwischendurch.
Im Vergleich zum Ruhrgebiet ist der Fachkräftemangel unter PTA, PKA und Apothekerassistenten in Münster nicht ganz so ausgeprägt – klingt gut, doch bedeutet das nicht automatisch ein Schlaraffenland für Bewerber. Die Gehälter bewegen sich meist zwischen 2.500 € und 3.100 € zum Einstieg; mit Erfahrung und Zusatzqualifikationen geht mehr, aber selten sprunghaft. Auffällig: Viele Häuser hier setzen auf Weiterbildung – etwa im Bereich Rezepturherstellung oder Notfalldokumentation. Der regionale Konkurrenzdruck ist vor allem in der City spürbar, da etliche Filialen dicht beieinanderliegen. Im Umland dagegen: familiäre Atmosphäre, aber oft mit dem Umweg Verkehrschaos. Bleibt als Tipp: Wer flexibel ist und auch längere Radstrecken nicht scheut, hat mehr Auswahl – Münster bleibt eben die Fahrradhauptstadt, auch bei Wind von vorne.
Es wird viel geredet, auch im Kollegenkreis: Weiterbilden – ja oder nein? Und in welchem Bereich bitte? Der Trend zu spezialisierten Fortbildungen ist durchaus real, etwa im Bereich pharmazeutische Beratung zu Impfstoffen, Medikationsmanagement oder palliativmedizinischer Versorgung. Allerdings, so ehrlich sollte man sein, halten nicht alle Angebote, was die Hochglanzprospekte versprechen. Persönlich muss ich gestehen: Die beste Fortbildung war am Ende doch das spontane Einspringen in der Rezeptur, als eigentlich kein Personal mehr greifbar war. Man lernt aus Not – und manchmal wider Willen.
Und dennoch – aller organisatorischen Unwägbarkeiten und systemischen Fallstricke zum Trotz: Wer als Apothekerassistent in Münster arbeitet, muss improvisieren können und darf auch mal querdenken. Das Aufgabenfeld bleibt reizvoll, weil eben mehr dazugehört als bloße Pillenschieberei. Gehalt, Teamklima, Stadtflair – nichts davon steht für sich allein. Am Ende bleibt es ein Beruf, der fordert, aber auch überrascht (und manchmal überfordert). Ob das Glück am HV-Tisch zu finden ist? Vielleicht. Oder auf dem Radweg dorthin – selbst bei Münsteraner Nieselregen.
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