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Ein typischer Montagmorgen: Die Türen der Apotheke öffnen, der Duft von Desinfektionsmittel liegt in der Luft, dahinter schon erste Stimmen, halblaute Rückfragen, feuchte Brillen. Hier in Mülheim an der Ruhr, einer Stadt, die sich gern zwischen den großen Ruhrpott-Nachbarn behauptet, schlagen die Wellen des Alltags höher, als es von außen aussieht. Apothekerassistent – ein Beruf mit Ecken, Kanten und, ja, gelegentlichem Dilemma. Denn selten ist man Angestellter und Problemlöser, Dienstleister und Mini-Laborant in Personalunion. Und selten so nah dran am Menschen – nicht bloß als freundliche Stimme, sondern oft als erste Ansprechperson in Krisensituationen. Ehrlich: An manchen Tagen kommt man sich vor wie ein Bindeglied zwischen ärztlicher Diagnose, Datenbank und menschlicher Not.
Wer glaubt, dass sich die Arbeit auf das einsame Abzählen von Tabletten oder das routinierte Ausdrucken von Rezepten beschränkt, liegt mit beiden Füßen im Klischee. Ein normales Tätigkeitsfeld in der Mülheimer Apotheke? Von wegen normal! Zwischen Arzneimittelmanagement, gesetzlicher Beratungspflicht und gelegentlichen Anrufen aus dem Pflegeheim ("Fehlt da nicht wieder dieses Blutdruckmittel?") braucht es ein solides pharmazeutisches Grundwissen – und Nervenstärke. Mal ehrlich: Die Mischung aus Beratungsqualität, Datenschutz, Dokumentation und, nicht zu vergessen, Thekendisziplin… Manchmal weiß ich selbst nicht, ob der Tag aus Kontrolllisten oder spontanen Kriseninterventionen besteht.
„Wovon lebt man eigentlich so?“ Diese Frage stellen sich nicht nur Einsteiger. Ich will’s deutlich machen: In Mülheim liegt das Gehalt für Apothekerassistenten meistens irgendwo zwischen 2.200 € und 2.700 €. Wer einige Jahre Praxis – und das richtige Fingerspitzengefühl – mitbringt, rutscht nicht selten auf die 3.000 € zu. Verhandelt wird trotzdem noch, regionale Apothekenstrukturen lassen kaum Raum für Wolkenkuckucksheime. Klingt unsexy? Vielleicht. Aber brutale Preiskämpfe, Kettenapotheken und die unbeständige Arzneimittelversorgung im städtischen Raum machen das Verhandlungsspiel knifflig. Privat mal die Sorgen ausgelassen: Überstunden, Ja. Belastung, ebenfalls. Aber es ist ein ehrliches Geld, wenn auch nichts für Hochglanzträumer.
Mülheim. Die Stadt, die sich gerne als innovatives Zentrum für Energie und Logistik verkauft, aber im Gesundheitswesen durch gewachsene Strukturen auffällt. Die Dichte an inhabergeführten Apotheken ist hoch, die Konkurrenz aber auch. Technisierung? Ja, sie kriecht langsam, aber stetig in den Alltag: Automatisierte Kommissionierer, digitale Rezeptabwicklung – das alles gibt es, aber menschliche Beratung wird hier (noch?) nicht unterboten. Und sind wir mal ehrlich, das Ruhrgebiet – und damit auch Mülheim – ist ein eigenes Biotop: Man kennt sich, redet im Vorbeigehen, und ja, manchmal beschwert sich die Kundschaft über den Umweg zur nächsten Nachtdienstapotheke mehr als über den eigenen Bluthochdruck.
Als Berufseinsteiger oder Wechselwillige tappt man leicht in die Falle, alles für selbstverständlich zu halten – Rezept hier, Salbe da, einmal bitte vorsortieren. Aber was viele unterschätzen: Immer öfter steht die Apotheke im Zentrum gesellschaftlicher Umbrüche. Impfberatungen, Lieferengpässe, Digitalisierung. Die pandemiegebeutelten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, das Misstrauen gegenüber „irgendwelchen Behörden“ ist gestiegen – die Nachfrage nach echter Expertise, auch auf dem Papier, wächst. Man tastet sich Stück für Stück vor. Weiterbildung? Unverzichtbar. Nicht bloß als Pflicht, sondern als Option, sich langfristig im sich verändernden Markt zu behaupten. Wer die ewige Statik des Berufs kritisiert, hat entweder nicht lange in Mülheim gearbeitet – oder nie in den Nebenraum der Rezeptur geschaut, wo Innovation leise brummt.
Worauf muss man gefasst sein? Auf schnelle Wechsel zwischen Routine und Ausnahmezustand, auf Kund*innen, die mit Lebensgeschichten kommen, nicht nur mit Zuzahlungsnachfragen. Auf Papierkram, auf Produktwissen, auf die stummen Hinweise der Kolleg:innen, wenn’s mal wieder schnell gehen muss. Und ja, auf das Gefühl, ein kleines, aber entscheidendes Zahnrad in Mülheims Gesundheitsapparat zu sein. Kein glamouröser Posten, aber einer mit Herz, Widerhaken und, wenn man’s richtig angeht, Zukunft.
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