Ludwig Fresenius Schulen Dortmund | 44135 Dortmund
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Die erste Wahrnehmung: Man kommt durch diese schwere Glastür, das typische Klingen, Mischung aus Desinfektionsmittel und Kräutern in der Luft. Ein Arbeitstag als Apothekerassistent spielt sich im Spannungsfeld zwischen Theke, Rezeptur und Kundengespräch ab – und man merkt schnell, wie viel Verantwortung in diesen weißen Kitteln eigentlich steckt. Gerade für Neulinge oder erfahrene Kräfte, die auf einen Ortswechsel nach Hamm schielen, drängen sich manche Fragen auf: Stimmt das Bild vom klassischen „Handlanger hinter dem Tresen“ noch? Oder ist da längst mehr im Spiel?
Wer Hamm nur von der Durchreise kennt, dem entgeht etwas. Ausgerechnet hier – im stillen Schnittpunkt zwischen Ruhrgebiet und Münsterland – zeigt sich das Berufsbild Apothekerassistent in seiner ganzen Vielschichtigkeit: Einmal die Einwohnerstruktur. Die Alterspyramide neigt sich, viele Kundinnen und Kunden sind Stammgäste mit langjähriger Chronik. Gleichzeitig schwappt mit der Nähe zu den Hochschulstandorten und dem Strukturwandel eine Portion Innovationsdrang ins Spiel. Pharmakologisches Wissen? Bringt man mit – aber plötzlich fragt da jemand nach telemedizinischer Beratung, Inhalationstherapie oder dieser neuartigen E-Rezept-Geschichte, die praktische Arbeitsabläufe grundlegend verändert. Und dann steht man da. Mal mit einem Lächeln, mal mit einem Stirnrunzeln: „Okay, also Digitalisierungsdruck gibt’s auch hier.“
Heikle Frage: Wieviel verdient eigentlich ein Apothekerassistent in Hamm? Keine Goldgräberstimmung, aber solide Verhältnisse, wenn man ehrlich ist. Einstiegsgehälter starten meist um die 2.400 € bis 2.700 € – mit ein paar Jahren Erfahrung können 2.800 € bis 3.100 € realistisch sein, je nach Tarifbindung und Zusatzaufgaben. Sicher, das ist kein Sprung ins ganz große Geld, aber wer den Vergleich wagt: Der Stellenwert des Berufs – diese Mischung aus Fachwissen, Diskretion und sozialer Intelligenz – wiegt einiges auf. Dass pharmazeutisch-technische Angestellte in der Region von Geschäftsführerinnen und Inhaberinnen endlich als Rückgrat des Betriebs anerkannt werden? Noch ausbaufähig, wenn ich ehrlich bin. Die Wertschätzung wächst, aber manchmal möchte man mit dem Rezeptstempel auf den Tisch klopfen.
Vergisst man manchmal: Was viele von außen als starre Routine sehen, ist unter der Oberfläche ein Balanceakt zwischen Empathie und Konzentration. Wer einmal einen allergischen Schock erkannt oder ein komplexes Medikationsgespräch souverän geführt hat, spürt die Verantwortung, die kaum im Arbeitsvertrag steht. In Hamm kommt sogar noch eine regionale Note dazu – ein bisschen Nachbarschaftskultur, ein bisschen „Kennste einen, kennste alle“-Mentalität. Das ist nicht immer nur angenehm, aber für Einsteiger mit Gespür für Menschen durchaus Gold wert. Es gibt sie, die Abwechslung zwischen Rezeptkontrolle, Botendienst, industriellen Großpackungen für Pflegeheime und genervten Eltern mit Fiebersaft-Fragen um 18 Uhr. Und dann der Blick auf neue Technik: E-Rezept, Warenwirtschaftssysteme, Schnittstellen zum Hausarztnetz – keine Raketenwissenschaft, aber eben auch kein Spaziergang. Wer sich hier nicht fortbildet, hat mittelfristig das Nachsehen.
Freilich, die Möglichkeiten zur fachlichen Weiterbildung sind in Hamm solide. Von klassischer Rezeptur über Pharmakologie-Schulungen bis zu Beratungsmodulen im Bereich Homöopathie oder Cannabis – langweilig wird’s selten. Und für die, die beruflich weiter oder anders wollen: Die Durchlässigkeit ins Apothekenmanagement oder in spezialisierte pharmazeutische Bereiche ist nicht nur ein Gerücht. Zugleich merke ich im Alltag, wie wenig über die echte Bandbreite dieses Jobs bekannt ist. Muss ein Apothekerassistent Geduld haben? Und ob. Muss man nach Feierabend abschalten können? Besser schon. Im Endeffekt, so meine subjektive Bilanz, lebt und leidet man hier mit den Menschen – und landet trotzdem jeden Tag bei neuen Herausforderungen. Hamm ist vielleicht nicht das Zentrum der pharmazeutischen Welt, aber wer hier als Apothekerassistent arbeitet, weiß: Vieles hängt an den kleinen Dingen. An Ehrgeiz – und der Kunst, auch bei zehn wartenden Kunden ruhig zu bleiben. Und das, ganz ehrlich? Lernt man im Studium nie.
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