Ludwig Fresenius Schulen Dortmund | 44135 Dortmund
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Bernd-Blindow-Schulen Bonn | 53111 Bonn
DIPLOMA Hochschule – Prüfungs- und Beratungszentrum Bonn | 53111 Bonn
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Manchmal frage ich mich, ob die Leute wirklich wissen, was wir da eigentlich tun – als Apothekerassistenten. Oder ob immer noch die Vorstellung im Raum steht, wir wären sowas wie bessere Verkaufskräfte mit weißem Kittel und freundlichem Lächeln – Pillen schubsen, Klischee erfüllt, Feierabend. Wer allerdings den Sprung in diesen Beruf wagt oder gar aus einer anderen Ecke kommt – Einzelhandel, Krankenpflege, was auch immer –, erlebt ziemlich schnell das Gegenteil: Komplexität, Tempo, viel grauer Alltag und immer neue Anforderungen, über die in gemütlichen Jobratgebern selten eine Zeile steht. Aber fangen wir vorne an, in Gelsenkirchen, da knirscht der Arbeitsalltag ganz anders als in München oder Freiburg.
Gelsenkirchen – irgendwie unterschätzt, gelegentlich verspottet, aber oft erstaunlich vielseitig. Die Apothekenlandschaft hier spiegelt genau das: große Straßenapotheken in den Stadtteilen, kleine Kiezpraxen, die sich um drei Generationen einer Familie kümmern, und diese typischen Gesundheitszentren zwischen Zechengeschichte und Gegenwart. Und mittendrin: wir Apo-Assistenten, die viel mehr sind als die verlängerte Hand des Chefs. Was viele unterschätzen: In einem Umfeld, das wirtschaftlich (nett formuliert) durchwachsen ist, entwickelt man einen siebten Sinn für soziale Problemstellungen. Kunden, die Rezepte stammeln, weil das Geld für die Zuzahlung fehlt. Senioren, die ohne uns nicht mehr zum Arzt gehen würden. Manchmal – nur manchmal – mutiert man in zehn Minuten vom Rezept-Detektiv zum Dolmetscher, Sozialarbeiter und Krisenmanager. Klar, das bezahlt dir keiner extra.
Die Anforderungen sind so schwer zu greifen wie ein Stück Seife unter der Dusche. Klar, das Fachliche: Arzneimittelkunde, Rezeptur, Beratung, Dokumentation – das lernt man überall. Aber was ist mit der Digitalisierung? Plötzlich kommen E-Rezepte im Alltag an, ganz zu schweigen von neuen Warenwirtschaftssystemen, die gefühlt täglich ein Update brauchen (und gefühlt noch öfter abstürzen). Einmal die Woche sitzt man mit Kolleg:innen über einem neuen Infoblatt, von denen spätestens nach fünf Tagen niemand mehr weiß, wo man sie abgeheftet hat. Aber: Wer reinkommt, sollte keine Technikangst mitbringen. Dafür gibt’s in Gelsenkirchen immer häufiger kurze, praxisnahe Kurse, meist von regionalen Bildungsträgern organisiert – fast wie Fortbildung mit Ruhrpottflair. Der Austausch unter den Apothekenteams ist dabei Gold wert. Oft auf kurzen Dienstwegen, manchmal nach der Schicht an der Theke mit einem trockenen Spruch zur „Digitalisierungsoffensive“.
Reden wir Klartext: Einstiegsgehälter um die 2.400 € bis 2.700 € sind hier Realität. Mit ein paar Jahren Berufserfahrung, Übernahme von mehr Verantwortung (Rezepte prüfen, Warenwirtschaft, Schulungen), kann man sich in Richtung 2.900 € bis 3.200 € bewegen. Spitzenverdienste sind selten, zumindest für Assistenten, die nicht in Leitung oder Spezialbereiche rutschen. Klar, Tarifbindung hilft – aber eben nicht überall, und über Arbeitszeiten, Samstagsdienste oder spontane Krankheitsvertretungen redet sowieso keiner, der neu einsteigt. Hier zählt das Teamgefühl, das die Härten schluckt.
Wechselwillige kennen das Grübeln: Bleibt man, zieht weiter, wagt einen Seitensprung (in die Pflege, ins Labor, ins Backoffice einer Krankenkasse)? Gelsenkirchen bietet erstaunlich viele Möglichkeiten, sich zu spezialisieren. Stichwort: Medikationsmanagement, pharmazeutische Dienstleistungen, Betreuung von Pflegeheimversorgungen. Wer sich hier Wissen draufschafft, wird in den Teams oft gesucht – einfach, weil Spezialistenmangel herrscht. Und doch, das gibt’s auch: Tage, an denen man nach Dienstschluss durch die Fußgängerzone geht und sich fragt, warum man sich das immer wieder antut. Aber dann kommt einer rein – verunsichert, krank, anstrengend vielleicht –, und weiß nach ein paar Minuten, dass er bei uns verstanden wurde. Irgendwie ist das mehr wert als jede Gehaltsstatistik.
Bleibt die Frage: Lohnt sich’s? Klar, hin und wieder spuckt das System einem Steine in den Weg. Abwechslung gibt’s, Langeweile weniger. Persönlicher Einsatz fordert manchmal mehr, als einem lieb ist. Und trotzdem – für Neugierige, Gestalter und solche, die auch mal einen schlechten Tag aushalten, bietet der Job in Gelsenkirchen vielerorts einen Platz mit Mehrwert. Nicht nur für Patienten, sondern auch für sich selbst. Wer das versteht, bleibt meistens länger, als er anfangs dachte.
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