Ludwig Fresenius Schulen Dortmund | 44135 Dortmund
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Bernd-Blindow-Schulen Bonn | 53111 Bonn
DIPLOMA Hochschule – Prüfungs- und Beratungszentrum Bonn | 53111 Bonn
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Manchmal frage ich mich, ob man es von außen merkt – dieses feine Schwanken zwischen Dienst am Menschen und ganz banaler Routine, das den Alltag als Apothekerassistent hier in Essen so prägt. Wer neu einsteigt, denkt wahrscheinlich an freundliche Beratung, Tabletten sortieren, Rezepte prüfen – der Klassiker eben. Tatsächlich steckt viel mehr dahinter. Vielleicht ist „Verlässlichkeit unter Zeitdruck“ noch die netteste Umschreibung für das, was uns tagtäglich durch die Hände geht.
Klingt abgedroschen, aber es stimmt: Kein Tag gleicht dem anderen. Klar, Stammpatienten kennen, Arzneimittel abgeben, Lager sortieren, die tägliche Kommunikation mit Krankenkassen – alles Teil des Pakets. Doch ein kleiner Fehler, ein übersehenes Wechselwirkungsrisiko, und der Berufsalltag kann mit einem Mal zum Albtraum werden. Es geht um Medikamente, nicht um Brötchen. Diese Verantwortung sollte niemand unterschätzen, auch wenn es in der dritten Woche seltsam normal wirkt, Rezept für Rezept zu bearbeiten als wäre es ein ausgeklügeltes Kartenspiel. Was viele unterschätzen: Eigene Entscheidungsfreiheit gibt es selten – die Arbeit lebt vom Zusammenspiel mit den Apothekerinnen, den Chefs, den strengen Regularien. Für Quereinsteiger manchmal ernüchternd, so ehrlich muss man sein.
Essen steht unter besonderer Beobachtung. Die Versorgungsdichte im Ruhrgebiet, die Altersstruktur der Bevölkerung, das Pendlerumfeld – all das färbt ab. Wer hier arbeitet, kennt die steigende Nachfrage nach Beratung rund um Polymedikation und chronische Erkrankungen, oft bei älteren Stammkundinnen. Kein Zufall, dass Fortbildungen zu Diabetes, Asthma oder geriatrischer Versorgung in Essen besonders gefragt sind. Und zwischendurch blitzt er auf, der gesellschaftliche Wandel: Mehr Migrantinnen, mehr Fragen zu Wechselwirkungen mit traditioneller Medizin – Beratungen auf Türkisch, Arabisch oder Russisch sind längst kein Nice-to-have mehr, sondern Teil der dienstlichen Realität. Klingt nach Zusatzbelastung? Sicher. Aber wer, wenn nicht wir, kann das abdecken?
Jetzt könnte ich mich aufregen. Seit Jahren reden wir von der Digitalisierung der Apotheke. Rezepte werden elektronisch, Warenwirtschaft läuft digital, Schulungen per Webinar. Die Realität? Jeden Morgen prügle ich mich mit veralteter Scannertechnik, während gleichzeitig eine neue App für Medikationspläne am Start ist. Es entsteht diese absurde Mischung: Zwischen dem analogen Zettelsalat und digitalem Overkill bleibt kaum Raum fürs bewusste Arbeiten. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen jonglieren noch zwischen Faxgerät und Tablet – kein Wunder, dass die Lernbereitschaft steigen musste, im Idealfall auch die Toleranz für halbgare Systeme. Für Berufseinsteiger ein Drahtseilakt, keine Frage. Oder vielleicht eine Chance, zu glänzen – je nach Tagesform.
Das Einstiegsgehalt? Wer von glänzenden Zahlen träumt, sollte schnell wieder nüchtern werden. Meist startet man in Essen zwischen 2.300 € und 2.700 €. Mit ein paar Jahren Erfahrung lassen sich bis zu 3.000 € erreichen, in Einzelfällen, mit Zusatzqualifikationen, vielleicht 3.200 €. Die Lebenshaltungskosten in Essen sind moderat, aber üppig ist das nicht – und der Applaus von oben hält sich in Grenzen. Dennoch: Die Nachfrage nach guten Fachkräften steigt. Weggehen, weitersuchen? Wer wechseln will, findet oft innerhalb Essens und Umgebung neue Teams, neue Aufgaben, manchmal sogar einen Chef, der zuhört. Ganz ehrlich? Es ist ein Beruf fürs Herz, eher selten fürs Portemonnaie.
Will ich noch zehn Jahre am HV-Tisch stehen? Eine Frage, die viele beschäftigt. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es, manche Apotheken fördern Zusatzqualifikationen, nach Spezialgebieten wie Rezeptur, Phytotherapie oder Heimversorgung. Der Job wird sich weiter verändern: mehr Beratung, neue digitale Prozesse, alternde Kundschaft – die üblichen Schlagworte, aber eben doch Realität. Ob die Politik uns entdeckt, zwischen all den „systemrelevant“-Debatten, bleibt abzuwarten. Bis dahin: Ein Beruf, der fordert, manchmal nervt, aber immer relevanter wird – gerade hier vor Ort in Essen. Und ja, das darf man mit einer Prise Eigenstolz feststellen.
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