Rinnen Spedition GmbH & Co. KG | 47441 Moers
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Deutsche Bahn AG | 47051 Duisburg
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Wer heute in Münster als Anzeigendisponent oder -disponentin einen Einstieg wagt oder den Wechsel vom angestaubten Altbestand auf neue Gleise sucht, merkt ziemlich schnell: Der Job ist längst kein reines „Anzeigen schalten und gut is’“-Geschäft mehr. Die Zeiten, in denen per Fax der Kleinanzeigenteil einer Lokalzeitung gefüllt wurde und man quasi im Alleingang dafür sorgte, dass die Rubriken bunt blieben, sind endgültig vorbei. Oder sagen wir so: Wer sich mit Nostalgie tröstet, hat im aktuellen Münsteraner Anzeigengeschäft wenig zu lachen.
Die Realität? Digitalisierung und Konsolidierung – zwei Schlagworte, die, so unsexy sie klingen, den Berufsalltag prägen wie nie zuvor. Gerade in Münster, wo zwischen akademisch gepolsterter Klientel, florierenden Mittelständlern und einer erstaunlich hartnäckigen Lokalpresselandschaft die Nachfrage nach Sichtbarkeit weiterlebt. Aber eben anders. Plötzlich ist die klassische Printanzeige nur noch ein kleiner Baustein im Haus der Mediaplanung – und nebenan reckt längst das digitale Banner seinen Kopf durch die Tür. Was das für Berufseinsteiger oder Umsteiger bedeutet? Nun, mindestens wache Ohren und ein Händchen fürs Multitasking – und, ja, manchmal auch die Bereitschaft, einen Kaffee kalt werden zu lassen, weil plötzlich noch das dritte Onlineportal bedient werden will.
Münster ist in vielerlei Hinsicht ein eigenes Pflaster. Die Stadt wirkt oft wie ein hybrider Raum: traditionsbewusst, aber neugierig – irgendwie provinziell und nervös auf einmal. Dass das die Arbeit prägt, erlebe ich täglich. Kundschaft, die schon „seit Ommas Zeiten“ Anzeigen bucht, trifft auf Start-ups, die lieber einen Social-Media-Boost wollen als die Dreispalter-Kleinanzeige im Wochenblatt. Manchmal gerät man als Disponentin dazwischen wie ein Übersetzer ohne Wörterbuch: Wie erkläre ich dem alteingesessenen Optiker, was ein Werbe-Targeting ist, ohne ihn mit Anglizismen zu erschlagen? Und umgekehrt – wie bremse ich den übereifrigen Digitalfuchs, damit er der Anzeigenannahme nicht gleich ihre komplette Daseinsberechtigung abspricht?
Der entscheidende Punkt: Wer Anzeigendisponent werden will – gerade in Münster – braucht mehr als graue Theorie. Verhandlungsgeschick, Akzentgefühl, Regionalflair, und die Fähigkeit, auch in hektischen Zeiten den Überblick zu bewahren, sind mindestens so viel wert wie jede Tabellenkalkulation. Dieses Fingerspitzengefühl lässt sich nicht aus Lehrbuchseiten ziehen. Nach meiner Erfahrung unterschätzen viele, wie viel mediative Energie in diesem Beruf steckt. Ein Gespräch mit der widerspenstigen Bäckerei, die partout nichts von Rabatten wissen will, kann nervenzehrender sein als drei Schulungen zu Crossmedia-Kampagnen zusammen.
Ein Wort zum Gehalt, weil es immer wieder Thema ist: Im Münsterland bewegt sich der Verdienst für Anzeigendisponenten meist zwischen 2.700 € und 3.400 € im Monat, je nach Haus, Verantwortungsbereich und – das wird oft vergessen – Verhandlungslust. Rausreißen kann der Job nicht direkt, was sich mancher von einer Medienlaufbahn träumt. Aber: In guten Vertriebsabteilungen und größeren Verlagshäusern sind mit Erfahrung und Spezialisierung (etwa für digitale Buchungssysteme oder crossmediale Kundenbetreuung) durchaus 3.600 € bis 4.000 € möglich. Wer allerdings nur als „Übermittler“ zwischen Kunde und Druckerei agieren will, bleibt meist am unteren Rand der Skala.
Und Weiterbildung? Ein Thema für sich. Münster bietet durch die Dichte an Medienhäusern, Fachschulen und den permanenten Wandel der Werbebranche immer wieder neue Aufstiegs- und Umstiegsoptionen. Crossmedia-Kompetenz und Kenntnisse in digitalen Planungs-Tools entwickeln sich vom Kür- zum Pflichtprogramm. Und weil der Markt volatil geblieben ist, muss man schon bereit sein, sich alle paar Jahre auf Neues einzulassen. Manchmal ist es ein neues CRM, manchmal eine komplett andere Vertriebsidee. Wer da nicht wenigstens eine Prise Abenteuerlust und einen leisen Hang zum Chaos besitzt, der fühlt sich schnell überrollt.
Man fragt sich manchmal, ob die Digitalisierung den Beruf irgendwann komplett auffrisst. Meine Antwort: Wahrscheinlich nicht. Nicht hier, nicht in Münster. Zu viele lokale Eigenheiten, zu viel Wert auf persönliche Beratung im Münsterland. Aber: Wer meint, sich zurücklehnen zu können, nur weil die Anzeigen einmal liefen wie geschnitten Brot, der wird schneller ersetzt, als ihm lieb ist – und zwar nicht vom Computer, sondern von Kollegen, die mitdenken, querdenken und sich auch von Umbrüchen nicht aus der Bahn werfen lassen. Oder kurz: Kein Spaziergang, dieser Job. Aber, wenn man ihn versteht, auch keine Einbahnstraße.
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