Rinnen Spedition GmbH & Co. KG | 06237 Leuna
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Es gibt Berufe – und es gibt die Berufe, bei denen die Leute erst mal die Stirn runzeln: „Anzeigendisponent? Was macht man denn da?“ Ich durfte es selbst erfahren, in Erfurt, mitten im Alltag der lokalen Medienlandschaft, zwischen Verlagsfluren, Telefonklingeln und (ziemlich oft) kleinen Dramen von Werbekunden, die dringend noch eine Anzeige vor Redaktionsschluss durchboxen wollten. Klingt nicht glamourös? Mag sein. Aber unterschätzt den Job nicht. Hier prallt Dienstleistungsmentalität auf Pragmatismus und gelegentlich auf die rohe Wirklichkeit von Anzeigenauflagen – gerade in einer Stadt, in der die Wirtschaft auf regionalen Sichtbarkeiten gebaut ist.
Wer einsteigt – egal ob frisch aus der Ausbildung, dem Studium oder aus einem branchennahen Sektor – merkt ziemlich schnell: Das Sammelsurium aus Aufgaben ist so breit wie Erfurts Markt am Samstagmorgen. Im Kern geht’s um die Vermittlung, Koordination und Abwicklung von Anzeigenaufträgen, meist in Print- und Onlinemedien – Zeitungsverlage, Anzeigenblätter, regionale Medienhäuser, manchmal auch Spezialanbieter. Was heißt das konkret? Man fängt an mit der klassischen Beratung: Was will der Kunde, und was versteht er überhaupt unter „Reichweite“? Es folgt das Jonglieren von Preisen, Größen und Formaten, die Bearbeitung von Texterwünschtem und – ehrlich gesagt – die Korrektur so mancher abenteuerlicher Anzeigenentwürfe.
Aber (und das ist keinesfalls zu unterschätzen): Der Beruf hat sich gewandelt. Heute treiben nicht nur handfeste Märkte das Geschäft. Da sitzen plötzlich Algorithmen mit am Tisch – Buchungssysteme, Kundenmanagement-Tools, Online-Schnittstellen, mit denen man genauso vertraut sein sollte wie mit den wechselnden Wünschen der Stammkundschaft aus dem Umland. Klingt nach Digitalisierung, ja – aber hier in Erfurt fühlt sich das manchmal wie ein Zwitter aus moderner Technik und bodenständiger Handarbeit an. Altmodisch telefonieren, um einen Rabatt rauszuschlagen. Dann aber ein Onlinetool bedienen, das wendiger ist als die Straßenbahn Nummer 3 zur Rushhour.
Natürlich stellt sich die Frage: Was bekommt man dafür? Das mittlere Gehaltsniveau für Anzeigendisponenten ist solide, aber keine Eintrittskarte in die Oberliga. Für Einsteiger:innen sind in Erfurt meist zwischen 2.500 € und 2.900 € realistisch, mit Berufserfahrung tendieren die Gehälter in Richtung 3.200 € bis 3.500 € – Spitzenwerte bleiben selten. Entscheidend ist eher: Wer Tatkraft und Eigeninitiative zeigt, bekommt nicht nur Routine, sondern auch zunehmend (im besten Fall) Verantwortung für größere Kunden und Budgets zugesprochen. Eine kleine Anekdote zur Klarstellung: Ich habe Kolleg:innen erlebt, die aus dem Stand den Umsatz eines mittleren Autohauses koordinierten, ohne dabei jemals das Gefühl gehabt zu haben, als Verkäufer zu agieren. Es geht eben um Beratung, nicht um bloßes Abnicken.
Was viele unterschätzen: Die Arbeit ist selten eindimensional. Wer in der Nische stecken bleiben will, wird recht schnell von den Realitäten der Medienwelt eingeholt – und von den Unternehmer:innen aus dem Erfurter Umland sowieso, die lieber heute als morgen den Rubrikenmarkt dominieren wollen. Multitasking ist kein modisches Buzzword, sondern stumpfer Alltag. Mal eben ein Angebot schreiben, eine Anzeige layouten, Reklamationen abfedern (gern auch mit trockenem Humor), Kundendatenbanken aktualisieren, Beschwerdeanrufe mit freundlicher Hartnäckigkeit parieren… Es gibt Tage, die gleichen einem Staffellauf mit drei Staffeln parallel.
Wer wechselt, wechselt nie ins Vakuum. In Erfurt ist die Szene überschaubar und die Konkurrenz durchaus sportlich – das zieht Typen an, die nicht auf Routine pochen, sondern bereit sind, sich immer wieder neu auf Kundschaft und digitale Neuerungen einzulassen. Weiterbildungsmöglichkeiten? Vorhanden, aber man muss sie sich manchmal selbst suchen: Mediale Basiskurse, Vertriebstrainings, Softwareschulungen – alles sinnvoll, aber selten mit rotem Teppich ausgerollt. Hier schlägt das Herz der Branche auf mittlerer Flughöhe, aber mit der Chance, Fachlichkeit und Bodenhaftung zu verbinden. Wer sich darauf einlässt, entdeckt vielleicht – wie ich – den gewissen Reiz im scheinbar Banalen. Oder, um es pragmatisch zu sagen: Es gibt schlechtere Jobs.
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