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Wenn man ehrlich ist, denken viele beim Wort „Animateur“ an sommerbraune Entertainer, aufgekratzt und stets mit einem Lächeln bewaffnet – aber eben eher am Mittelmeer als mitten in Thüringen. Doch wer in Erfurt seinen Weg als Animateurin oder Animateur sucht, wird schnell merken: Hier läuft das Spiel nach eigenen Regeln – abwechslungsreich, oft unterschätzt und selten so eindimensional, wie manche glauben. Gerade für Berufseinsteiger:innen und Quereinsteigende, die echten Gestaltungswillen mitbringen, bietet die Domstadt eine Bühne, die rau und reizvoll zugleich ist.
Wer in Erfurt Animateur ist, hat kaum einen Tag, der dem anderen gleicht. Mal heißt das: Kindergruppen im Erholungszentrum durch einen chaotisch-kreativen Bastelvormittag steuern. Mal ist man Animateurin auf einer Feier im Familienhotel und bringt den Party-internen Seismografen zum Beben. In der warmen Jahreszeit sind Open-Air-Events an der Gera, Stadtteilfeste oder Feiern im Park nicht selten der Schauplatz – und das bei jeder Wetterlage, von schimmernden Maisonnenstrahlen bis zu plötzlichem Regenguss. Ich erinnere mich an ein Sommerfest, bei dem ich binnen Minuten einen improvisierten Indoor-Spieleparcours aus dem Boden stampfte, als draußen das Wasser von den Linden tropfte. Kein Handbuch hätte geholfen – dafür ist dieses Geschäft zu lebendig.
Die eigentlichen Anforderungen an Animateur:innen in Erfurt haben wenig mit platten Klischees zu tun. Klar, Offenheit und ein gewisses Schauspieltalent schaden nicht. Aber was wirklich zählt, sind andere Qualitäten: Flexibilität, Organisationstalent, die Gabe, Konflikte zu entschärfen, wenn Kids sich um den letzten Bastelkleber zanken. Manchmal ist es der authentische Impro-Geist, der zählt – dieses Gefühl, auch in stotternden Momenten noch ein Ass im Ärmel zu haben. Und längst nicht alles ist Show: Ein gutes Gespür für Sicherheit und ein Mindestmaß an pädagogischem Verständnis werden gerade bei der Arbeit mit Kindern oder älteren Gästen gefordert. Es geht um Verantwortung, nicht nur ums Rampenlicht.
Die Stadt tickt speziell – das fällt schnell auf. Hier trifft die Tourismusbranche auf regionale Kultur, und manchmal reibt sich das. In Erfurt spielt der Animateur oft auf mehreren Hochzeiten: Zwischen historisch geprägten Stadtführungen, Feriencamps oder Firmenevents verschwimmen die Grenzen. Man springt vom Märchenstunde-Moderator für Grundschulgruppen zum Koordinator im Jugendzentrum oder zur Unterhalterin beim Seniorenbrunch. Wer lokal verwurzelt ist, findet leichter Anschluss – aber auch für Zugezogene gibt es Nischen. Mich überrascht immer wieder, wie fit die Szene in Erfurt mittlerweile digital unterwegs ist: Virtuelle Quizformate und hybride Veranstaltungskonzepte sind spätestens seit der Pandemie auch hier Standard, nicht Ausnahme. Wer Technik nicht als Feind, sondern als Werkzeug begreift, hat einen Fuß in der Tür. Oder wenigstens eine Hand am Mikrofon.
Ein Thema, das unausweichlich ist: Geld. In Erfurt starten die Gehälter als Animateur:in meist zwischen 2.200 € und 2.600 €, je nachdem, ob Festanstellung, Projektvertrag oder Saisonjob. Mit Erfahrung, Zusatzqualifikation – sagen wir, Moderationsausbildung, Trainerlizenz oder Fremdsprachenkenntnissen – sind auch Bereiche bis etwa 3.000 € realistisch. Von „reich werden“ kann keine Rede sein; aber eine solide Grundlage, zumal Zusatzjobs in verwandten Bereichen (Freizeitpädagogik, Eventkoordination) möglich sind. Was viele unterschätzen: Für Menschen mit Lust auf Weiterbildung ist der Sprung etwa in die Freizeitpädagogik, Veranstaltungsorganisation oder sogar das Kulturmanagement keine utopische Idee. Die Stadt bietet ein paar überraschend frische Weiterbildungsoptionen, von theaterpädagogischen Kursen bis zu professionellen Workshops für Teamführung oder Veranstaltungsmanagement.
Ist der Animateur:innen-Beruf in Erfurt ein Sprungbrett oder doch eine Lebensentscheidung? Vielleicht beides, oder irgendwas dazwischen. Diejenigen, die wirklich bleiben, sind oft nicht die lautesten, sondern die mit Ausdauer, Witz und einem gewissen Hang zum Improvisationstheater des Lebens. Ich habe Leute erlebt, die nach ein paar Sommern abgewunken haben – keine Schande, Jobwechsel gehört dazu. Aber die, die zurückkehren, gehen irgendwann gelassener und auch stolzer durchs Getümmel. Was bleibt? Ein Beruf, der so bunt ist wie das Veranstaltungsprogramm am Domplatz – selten bequem, meistens herausfordernd, manchmal anstrengend. Aber nie langweilig. Oder, um es aufs Wesentliche zu bringen: Wer einmal gelernt hat, selbst aus Regen einen Programmpunkt zu machen, ist beruflich selten ausgebremst.
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