BASF Agricultural Solutions GmbH | 06466 Gatersleben
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Erfurt, Mittelpunkt Thüringens und – man glaubt es gern erst beim zweiten Hinschauen – ein pulsierender Knotenpunkt für Agrarwissenschaften. In den wogenden Feldern rings um die Stadt verdichtet sich, was andernorts oft im Verborgenen bleibt: Hier prallen altes Landwissen, moderne Analysetechnik und gesellschaftlicher Wandlungsdruck aufeinander. Der klassische Traktor trifft auf den Agrardrohnenpiloten. Aber was heißt das für uns – die, die gerade erst im Beruf losziehen oder den Sprung in ein unbekanntes Terrain wagen?
Wer sich mit Agrarwissenschaften in Erfurt beschäftigt, merkt rasch: Das Spektrum ist erstaunlich breit. Typisch ist längst nicht mehr das Bild des Gummistiefelträgers, der morgens um 6 Uhr mit der Mistgabel loszieht. Stattdessen finden sich Absolventen und erfahrene Fachkräfte in Rollen, die von präziser Bodenkunde bis zu komplexer Pflanzenphysiologie, von nachhaltiger Flächenbewirtschaftung bis zu digital gestützter Beratung reichen. In den Forschungslaboren der Stadt wird an resistenten Sorten getüftelt, draußen am Feldrand schieben Studenten Blitzanalysen auf dem Tablet – und ein paar Häuser weiter geht es um klimapolitisch sensible Strategien für den Anbau der nächsten Jahre. Manchmal scheint alles gleichzeitig zu passieren. Ein gutes Beispiel, wie Tradition und Zukunft sich manchmal die Klinke in die Hand geben.
Jetzt mal ehrlich – was viele unterschätzen: Kaum eine Branche ist in den letzten Jahren so sehr in die Zange geraten zwischen wirtschaftlichem Druck, Klimawandel und gesellschaftlichen Erwartungen. Gerade Berufseinsteigern oder Quereinsteigern flattern oft die Ohren bei der Menge an Themen: Precision Farming, Biodiversität, Energiewende, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung ... Klingt nach Buzzword-Bingo, ist es aber nicht. Eher ständiger Anpassungsdruck, dem manch Lokalpatriot mit einer Mischung aus Unmut und getarnter Neugier begegnet. Und trotzdem: In Erfurt habe ich den Eindruck, dass diese Spannung manchmal fast produktiv wirkt. Die Mischung aus alteingesessenen Betrieben, spezialisierten Instituten und einer Hochschule, die sich international aufstellen will, sorgt für eine Art „Experimentierfeld im Grünen“. Man kann mitgestalten – sofern man bereit ist, Neues auszuprobieren. Und einmal ehrlich: Wer auf der Suche nach routinierten Arbeitsabläufen ist, sollte vielleicht besser Getreidelaborant in Rente werden.
Das Stichwort Geld – ja, darüber wird erstaunlich selten ehrlich geredet. Typischerweise bewegen sich Einstiegsgehälter im agrarwissenschaftlichen Bereich um die 2.800 € bis 3.200 €. Je nach Verantwortungsgrad, Forschung, Beratung oder Leitung hüpft die Skala zügig weiter nach oben – erfahrene Spezialisten kommen nicht selten auf 3.500 € bis 4.200 €. Natürlich gibt es, typisch für den Osten, regionale Schwankungen. Der Wettbewerb um die klugen Köpfe ist in Mittelthüringen vergleichsweise moderat – aber man sollte sich keine Illusionen machen: Wer erwartet, den Porsche direkt neben der Feldrandsäge zu parken, ist fehl am Platz. Dafür bietet Erfurt ein Zusammenspiel aus kurzen Wegen, engen Kontakten und einer Historie, die manchmal mehr wiegt als das nächste Gehaltsplus.
Regionale Eigenarten gibt es zuhauf – und sie sind es wert, beachtet zu werden. Die Agrarlandschaft um Erfurt ist geprägt von Großschlägen, aber zugleich gibt es Kleinstbetriebe, die sich an neue Marktnischen wagen: Spezialkulturen, urbane Landwirtschaft, Direktvermarktung mit Öko-Siegel. Überraschend viele Betriebe richten ihren Kompass nach den wankelmütigen Vorgaben der EU; man könnte meinen, Brüssel schreibe hier gelegentlich den Erntesegen mit. Was ich aber immer wieder beobachte: Wer sich fortbilden oder spezialisieren will – etwa in Bereichen wie nachhaltiger Pflanzenschutz oder Digitalisierung – findet erstaunlich viele Angebote vor Ort, vom Zertifikatskurs bis zu kooperativer Forschung. Die Frage ist weniger, ob es Weiterbildungsangebote gibt, sondern ob man die Energie hat, sie neben der täglichen Unwägbarkeit des Agrarlebens anzugehen.
Fazit? Es gibt keines. Agrarwissenschaften in Erfurt sind ein Kaleidoskop – was heute als neues Normal gilt, kann morgen schon wieder Umbruch sein. Für Berufseinsteiger und erfahrene Umsteiger kann genau das zur Chance werden: Wer offen bleibt, den Nährboden der Region zu verstehen, ist selten lang ohne Aufgabe. Vielleicht nichts für notorische Planer – aber ein Eldorado für Menschen, die Vielfalt, Gegenwind und Wachstum als echte Herausforderung sehen. Oder mit anderen Worten: Die Zukunft der Landwirtschaft ist hier kein Feldweg, sondern manchmal eher ein Zickzackkurs. Aber wer es ausprobiert, bereut selten – zumindest habe ich nie das Gegenteil erlebt.
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